Durchfall ist unangenehm, aber meistens unbedenklich – trotzdem sollten vor allem Kinder, Ältere und Schwangere aufpassen, denn wenn Sie viel Wasser und Elektrolyten verlieren, kann Durchfall gefährlich werden. Dahinter stecken oft Infektionen mit Viren oder Unverträglichkeiten, manchmal aber auch chronische Krankheiten.
Obwohl so gut wie jeder hin und wieder mit Durchfall zu kämpfen hat und die Zahl der chronischen Darmkrankheiten weltweit zunimmt, bleibt Durchfall ein Tabuthema. Es ist weiter ein sehr intimes Problem, über das die meisten im ersten Moment ungern mit anderen sprechen. Dabei ist es wichtig, sich über die Ursachen und Risiken zu informieren und zu wissen, wann Sie sich Hilfe holen sollten – um zum Beispiel mit Ihren Ärzt*innen über das Problem zu sprechen und den Ursachen auf den Grund zu gehen.
Lesen Sie hier, welche Ursachen die Beschwerden auslösen, ab wann man von chronischem Durchfall spricht und welche Ursachen es für ihn geben kann. Erfahren sie ausserdem, welche Hausmittel bei Durchfall am besten helfen und von welchen Sie lieber die Finger lassen sollten.
Wann spricht man von Durchfall?
Wer innerhalb von 24 Stunden mindestens dreimal sehr weichen oder flüssigen Stuhlgang hat, kann davon ausgehen, dass es sich um Durchfall handelt. Häufig tritt Durchfall gemeinsam mit weiteren Symptomen auf. Zu den typischen Begleitsymptomen zählen: Übelkeit, Bauchschmerzen- und krämpfe, sowie Blähungen. Hat der Köper durch den Durchfall schon viel Flüssigkeit und Elektrolyte verloren, können weitere Symptome wie Schwindel oder Kreislaufprobleme auftreten. Tritt nach 48 Stunden keine Besserung ein, befindet sich Blut im Stuhl, oder kommt es zu hohem Fieber sollten Sie einen ärztlichen Rat hinzuziehen.
Ab wann Durchfall als gefährlich einzustufen ist, liegt vor allem daran, um welche Art von Durchfall es sich handelt. Grob wird zwischen akutem, also plötzlich auftretendem und chronischen, über lange Zeit anhaltenden Durchfall unterschieden. Was die grössten Unterschiede hierbei sind, erfahren Sie in unserem Artikel zu den Ursachen von Durchfall.
Wer sollte besonders aufpassen?
Grundsätzlich wird Durchfall nicht als besonders gefährlich eingestuft. Dennoch gibt es bestimmte Personengruppen, die das Symptom nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten. Bei Kindern gilt allgemein: Je jünger das Kind, desto gefährlichere Auswirkungen kann Durchfall haben. Besonders der hohe Wasserverlust kann ein gesundheitliches Risiko darstellen [19]. Auch älteren Menschen kann der hohe Verlust von Flüssigkeit und Mineralstoffen zu schaffen machen. Er beeinträchtigt oftmals den Kreislauf und kann zur Ohnmacht führen.
Schon gewusst? Um einen Flüssigkeitsmangel bei älteren Menschen festzustellen, gibt es einen einfachen Trick. Bildet man Beispielsweise an Brust- oder Schlüsselbein eine Hautfalte und bleibt diese auch nach dem Loslassen stehen, kann das ein Hinweis auf einen Flüssigkeitsmangel sein.
Auch für Schwangere gilt die Regel: Wer Durchfall hat, sollte viel trinken, um dem Körper die ausgeschiedene Flüssigkeit wieder zuzuführen. Tritt Durchfall auf und verschwindet nach wenigen Tagen wieder, gilt er als ungefährlich [20]. Hält der Durchfall allerdings über einen längeren Zeitraum an, sollte eine Listeriose ärztlich ausgeschlossen werden. Hierbei handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird [21]. Häufig gelangen diese Bakterien über tierische Produkte in den Körper. Während diese Infektion bei den meisten harmlos verläuft, kann sie bei Schwangeren verfrühte Wehen und dadurch eine Früh- oder sogar Todgeburt hervorrufen [22]. Um das Risiko einer Infektion mit den sogenannten Listerien nicht unnötig zu erhöhen, sollte während der gesamten Schwangerschaft auf rohes Fleisch und Fisch verzichtet werden [23].
Behandlung
In den allermeisten Fällen bleibt uns bei Durchfall nichts Anderes übrig, als abzuwarten, bis die Beschwerden wieder abklingen. Das passiert in der Regel aber bereits nach wenigen Tagen. Unterstützen können wir unserem Körper mit gängigen Hausmitteln.
Weil der Körper durch Durchfall extrem viel Wasser und Mineralstoffe verliert, ist es wichtig, diese wieder zuzuführen. Neben ganz einfachem Wasser eignen sich auch Schwarztee oder spezieller Magen-Darm-Tee. Wer eher Lust auf etwas Salziges verspürt, kann zu einfacher Brühe greifen. Nicht nur schmeckt sie nach etwas mehr, sie enthält ausserdem eine Menge leichtverdaulicher Mineralstoffe. Wenn Sie sich danach fühlen, ihrem Körper feste Nahrung zuzuführen, sollten Sie darauf achten, mit leicht verdaulichen, tendenziell stopfenden Nahrungsmitteln zu starten. Besonders gut eignen sich Zwieback, Reis oder Banane.
Schon gewusst: Auch Apfel kann dabei helfen, den Stuhl wieder zu festigen. Der enthaltenden Ballaststoff Pektin nimmt überschüssige Flüssigkeit im Darm auf. Wichtig hierbei: Der Apfel sollte vor dem Verzehr unbedingt gerieben werden, damit er schon im Magen leichter verdaut werden kann.
Bevor Sie zu Medikamenten greifen, sollten Sie sichergehen, dass es sich um akuten Durchfall handelt, der durch Viren oder Bakterien ausgelöst wurde. Um das passende Medikament zu finden, ist es wichtig, chronischen oder Arzneimittel-induzierten Durchfall auszuschliessen.
Schon gewusst? Bei der Behandlung von Durchfall und Übelkeit denken viele bestimmt an Cola und Salzstangen. Aber aufgepasst – von diesem weitverbreiteten Mythos sollten Sie sich nicht täuschen lassen. Denn weder Cola noch Salzstangen helfen gegen Durchfall. Um dem Körper die verlorene Flüssigkeit wieder zuzuführen sollte man zu Wasser oder ungesüssten Tee greifen. Anstatt der Salzstangen sollte Sie Reis, geriebenen Apfel oder Zwieback wählen, um Kalium und Natrium aufzunehmen.
Durchfall auf einen Blick
Im Durchschnitt leidet jeder Erwachsene in Deutschland mindestens einmal jährlich an Durchfall. Bemerkbar macht sich dieser oft durch Übelkeit, Veränderungen in Konsistenz und Wassergehalt des Stuhls sowie häufigen Stuhlgang.
Aufgrund des hohen Flüssigkeits- und Mineralstoffverlustes sollten Sie ausreichend trinken und dem Körper mit speziellen Elektrolytgetränken etwas Gutes tun.
Verschwindet der Durchfall nach einigen Tagen nicht von selbst, ist es ratsam, eine*n Ärzt*in aufzusuchen um eine chronische Erkrankung auszuschliessen.
Quellen
[1] „Durchfall“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/durchfall.html (zugegriffen 6. Mai 2022).
[2] „Durchfallerkrankungen: Ursachen und Behandlung“, gesund.bund.de. https://gesund.bund.de/durchfall (zugegriffen 6. Mai 2022).
[3] „Noroviren“. https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/noroviren/ (zugegriffen 6. Mai 2022).
[4] „Rotaviren“. https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/rotaviren/ (zugegriffen 6. Mai 2022).
[5] „Campylobacter“. https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/campylobacter/ (zugegriffen 6. Mai 2022).
[6] „RKI - RKI-Ratgeber - Salmonellose“. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Salmonellose.html (zugegriffen 6. Mai 2022).
[7] J. Yates, „Traveler’s Diarrhea“, Am. Fam. Physician, Bd. 71, Nr. 11, S. 2095–2100, Juni 2005.
[8] „Traveler’s Diarrhea | Travelers’ Health | CDC“. https://wwwnc.cdc.gov/travel/page/travelers-diarrhea (zugegriffen 13. Mai 2022).
[9] D. M. S. GmbH, „Parasit“, DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Parasit (zugegriffen 9. Mai 2022).
[10] F. Badenschier, „Medizin: Parasiten“, 19. Juli 2019. https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/parasiten/index.html (zugegriffen 13. Mai 2022).
[11] „Durchfall: Ursachen & Therapie“, Gesundheitsportal. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/verdauung/durchfall (zugegriffen 6. Mai 2022).
[12] „Morbus Crohn: Symptome, Risikofaktoren, Behandlung“, gesund.bund.de. https://gesund.bund.de/morbus-crohn (zugegriffen 13. Mai 2022).
[13] J. Torres, S. Mehandru, J.-F. Colombel, und L. Peyrin-Biroulet, „Crohn’s disease“, Lancet Lond. Engl., Bd. 389, Nr. 10080, S. 1741–1755, Apr. 2017, doi: 10.1016/S0140-6736(16)31711-1.
[14] S. Meixlsperger und C. Münz, „Morbus Crohn—a disease of failing macroautophagy in the immune system?“, Int. Immunol., Bd. 21, Nr. 11, S. 1205–1211, Nov. 2009, doi: 10.1093/intimm/dxp096.
[15] H. Raskov, J. Burcharth, H.-C. Pommergaard, und J. Rosenberg, „Irritable bowel syndrome, the microbiota and the gut-brain axis“, Gut Microbes, Bd. 7, Nr. 5, S. 365–383, Juli 2016, doi: 10.1080/19490976.2016.1218585.
[16] W. D. Chey, J. Kurlander, und S. Eswaran, „Irritable bowel syndrome: a clinical review“, JAMA, Bd. 313, Nr. 9, S. 949–958, März 2015, doi: 10.1001/jama.2015.0954.
[17] C. Jankowiak und D. Ludwig, „[Frequent causes of diarrhea: celiac disease and lactose intolerance]“, Med. Klin. Munich Ger. 1983, Bd. 103, Nr. 6, S. 413–422; quiz 423–424, Juni 2008, doi: 10.1007/s00063-008-1061-8.
[18] K. Lange, M. Buerger, A. Stallmach, und T. Bruns, „Effects of Antibiotics on Gut Microbiota“, Dig. Dis. Basel Switz., Bd. 34, Nr. 3, S. 260–268, 2016, doi: 10.1159/000443360.
[19] N. Radlović, Z. Leković, B. Vuletić, V. Radlović, und D. Simić, „Acute Diarrhea in Children“, Srp. Arh. Celok. Lek., Bd. 143, Nr. 11–12, S. 755–762, Dez. 2015, doi: 10.2298/sarh1512755r.
[20] E. S. Bonapace und R. S. Fisher, „Constipation and diarrhea in pregnancy“, Gastroenterol. Clin. North Am., Bd. 27, Nr. 1, S. 197–211, März 1998, doi: 10.1016/s0889-8553(05)70353-8.
[21] M. Madjunkov, S. Chaudhry, und S. Ito, „Listeriosis during pregnancy“, Arch. Gynecol. Obstet., Bd. 296, Nr. 2, S. 143–152, Aug. 2017, doi: 10.1007/s00404-017-4401-1.
[22] C. Charlier, O. Disson, und M. Lecuit, „Maternal-neonatal listeriosis“, Virulence, Bd. 11, Nr. 1, S. 391–397, Mai 2020, doi: 10.1080/21505594.2020.1759287.
[23] C. for F. S. and A. Nutrition, „Listeria (Listeriosis)“, FDA, Jan. 2022, Zugegriffen: 13. Mai 2022. [Online]. Verfügbar unter: https://www.fda.gov/food/foodborne-pathogens/listeria-listeriosis
[24] „Ernährung bei und nach Durchfall“. https://www.gesundheit.de/ernaehrung/krankheit-und-ernaehrung/essen-bei-durchfall (zugegriffen 13. Mai 2022).