Ab dem 30. Lebensjahr können Geheimratsecken einen bevorstehenden Kahlkopf ankündigen [1]. Grösstenteils ist Haarausfall genetisch bedingt und schwer zu behandeln. Doch mit den richtigen Mitteln können Sie den Verlust Ihrer Haare verlangsamen und sogar das Haarwachstum anregen.
Knapp 50 Millionen Männer weltweit haben aufgrund einer genetischen Veranlagung mit Haarausfall zu kämpfen. Gegen die eigenen Gene lässt sich oft nicht viel ausrichten. Wir versuchen es natürlich trotzdem – bis dato wurden 100 Millionen Haarwachsshampoos verkauft, die dem Haarausfall Einhalt gebieten sollen.
Ob Shampoos zum Beispiel mit Koffein tatsächlich helfen, diskutieren Wissenschaftler gerade noch. Was helfen kann ist neben Medikamenten der Ausgleich eventueller Nährstoffmängel. Denn Ihre Haare brauchen unter anderem Vitamin C und Vitamin D, und Mineralstoffe wie Magnesium, Selen und Eisen.
Sie finden in unserem Gesundheitsportal auch Informationen über Haarausfall bei Frauen.
Fakten über Haare
Auf unseren Köpfen wachsen durchschnittlich 100.000 Haare und fünf Millionen weitere auf dem restlichen Körper. Haare bestimmen mit ihrer Länge und ihrer Farbe nicht nur unser äusseres Erscheinungsbild, sondern erfüllen viel wichtigere Funktionen: Sie schützen unseren Kopf vor Sonnenbrand und hindern Fremdkörper daran, in Augen, Nase und Ohren einzudringen. Sie helfen unserem Tastempfinden und beteiligen sich an der Regulierung der Körpertemperatur [2].
Wie sind Haare aufgebaut?
Haare bestehen aus abgestorbenen Zellen. Deswegen spüren wir keinen Schmerz, wenn der Friseur sie abschneidet. Sie wachsen aus kleinen Mulden unter der Haut – den Haarfollikeln, bestehend aus Haarzwiebel und Haarpapille. Blut fliesst dort zur Haarwurzel, die aus Proteinen (Keratin) besteht und aus der sich mehrere Haarzellen bilden: Das Haar wächst durch die Talgdrüsen, die die Haare mit fettähnlichen Substanzen überziehen, aus der Haut heraus. Den sichtbaren Teil des Haars nennt man Haarschaft. Bis zu vier Haare können aus einem Follikel wachsen [2, 3].
Gut zu wissen: Wie schnell wachsen Haare? Pro Monat wächst ein Haar bis zu 1,25 Zentimeter. Im Jahr wächst ein Haar demnach bis zu 15 Zentimeter. Das Haar von Männern wächst schneller als das von Frauen [3].
Was steckt hinter lockigem und grauem Haar?
Ob sich Haare locken oder glatt bleiben, bestimmt die Form der Follikel: Wenn sie rund sind, wächst das Haar lockig [4]. Das Farbpigment Melanin legt die Haarfarbe fest. Je höher der Melanin-Gehalt in den Haaren ist, desto dunkler werden sie. Wie viel Melanin sich in den Haaren befindet, hängt von der genetischen Veranlagung ab. Mit zunehmendem Alter bildet der Körper weniger Melanin, wodurch die Haare grau bis weiss werden [2].
Wussten Sie schon? Haare hatten Sie übrigens schon, bevor Sie das Licht der Welt erblickt haben. Die sogenannten Lanugo-Haare schützen Föten vor Schall und Vibrationen [5].
Haarausfall
Männer leiden häufiger an Haarausfall als Frauen. Laut der American Academy of Dermatology fallen im Normalfall täglich 50 bis 100 Kopfhaare aus – diese wachsen in der Regel innerhalb von neun Monaten nach. Wenn sich die Haare in Büscheln vom Kopf verabschieden und sich kahle Stellen zeigen, müssen nicht immer die Gene eine Rolle spielen – es gib auch andere Ursachen für Haarausfall. Kümmern Sie sich nicht um diese Ursachen, können die Haare häufig nicht nachwachsen [6, 7].
Welche Ursachen führen zu Haarausfall bei Männern?
90 Prozent der Fälle von Haarausfall sind erblich (androgenetische Alopezie) bedingt: Die Haarwurzeln auf dem Kopf reagieren mit zunehmendem Alter empfindlich auf Dihydrotestosteron (DHT), ein Abbauprodukt von Testosteron, das Haarwurzeln angreift und so die Haare vom Kopf ausfallen lässt [8, 9]. Neben der genetischen Veranlagung können weitere Faktoren zu Haarausfall führen [6, 7, 10, 11]:
- Starker Gewichtsverlust, Rauchen, Stress
- Nährstoffmangel
- Übermässige Verwendung von Haarstyling-Produkten
- Schilddrüsenprobleme, Autoimmunerkrankungen (Rheuma, Diabetes)
- Nebenwirkung von Medikamenten (Blutdrucksenker, Antidepressiva, Chemotherapie)
Welche Nährstoffe sind wichtig für die Haare?
10 Prozent der Fälle von Haarausfall werden im Schnitt durch Nährstoffmängel verursacht. Ohne gewisse Nährstoffe können keine Haarzellen gebildet werden. Wenn Sie mit folgenden Nährstoffen ausreichend versorgt sind, können Sie Ihre Haare stärken, kräftigen und vor dem Ausfallen schützen [11–13]:
- Vitamin A, Vitamin D
- Eisen, Zink, Selen
- Omega-3-Fettsäuren
- Proteine
- Biotin, Niacin, Vitamin C
Alopezie
Führt Haarausfall dazu, dass es zu sichtbaren kahlen Stellen kommt, sprechen Ärzte von einer Alopezie. Es gibt zwei wichtige Formen der Alopezie: kreisrunder Haarausfall und diffuser Haarausfall.
In der Schweiz sollen laut der Alopecia Areata Schweiz rund 1,7 Prozent der Bevölkerung an kreisrundem Haarausfall leiden (Alopecia Areata). Bei dieser Form greift das Immunsystem Kopf- oder Barthaare an, bis kreisrunde kahle Stellen zurückbleiben. Nach einigen Monaten können die Haare erneut wachsen – jedoch später auch wieder ausfallen. Meist betrifft es Männer ab dem 20. Lebensjahr.
Diffuser Haarausfall beschreibt das unkontrollierte Ausfallen der Haare auf dem gesamten Kopf. Es kommt nicht direkt zu kahlen Stellen. Jedoch scheint die Kopfhaut durch, da das Haar stets dünner wird [10].
Wussten Sie schon, dass Frauen Männer mit Glatze attraktiver finden? Eine Studie der University of Pennsylvania fand heraus, dass eine kahler Kopf mit Stärke und Erfolg in Verbindung gebracht wird [14].
Haarausfall behandeln
Um das Haarwachstum wieder anzuregen, greifen Betroffene zu Medikamenten, Nahrungsergänzungsmittel, Shampoos oder auch chirurgischen Eingriffen. Doch nicht jede Methode verspricht Erfolge.
Welche Mittel helfen gegen Haarausfall?
Medikamente, die die Wirkstoffe Finasterid, Duasterid oder Minoxidil enthalten, konnten nachweislich in vielen Fällen einem erblich bedingten Haarausfall entgegenwirken und das Haarwachstum wieder anregen. In einigen Fällen aber schützen sie nur vor weiterem Haarausfall. Minoxidil fördert die Durchblutung im Kopf, wodurch neue Haare wachsen können, während die anderen Stoffe die Umwandlung von Testosteron in DHT eindämmen [15].
Gut zu wissen: Die Anti-Haarausfallmittel Finasterid und Duasterid sind in Form von Tabletten erhältlich. Minoxidil wird als Schaum auf die Kopfhaut aufgetragen. Beachten Sie, dass es zu Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Depressionen und Erektionsstörungen kommen kann [15].
Können Shampoos Haarwachstum fördern?
Viele Shampoos versprechen, Haarausfall zu stoppen - die Studienlage dazu ist aber unzureichend. Meistens enthalten die Shampoos Koffein oder Ketoconazole, welche unter Umständen das Haarwachstum anregen können – ihre Wirkung soll der des Medikaments Minoxidil ähneln [16–18].
Natürliche Mittel für mehr Haarwachstum
Eine im Pharmacognosy Magazine veröffentlichte Untersuchung an Tieren aus dem Jahr 2011 konnte zeigen, dass Extrakte der Indischen Narde das Haarwachstum nach Haarausfall erneut anregen konnten[19]. Lavendel- und Pfefferminzöl erwiesen sich in Tierstudien ebenfalls als effektiv [20, 21]. Extrakte der Sägepalme und Rosmarinöl können beim erblich bedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie) helfen [22, 23].
Wenn der Haarausfall mit einem Mangel an Eisen, Vitamin D oder Zink in Verbindung steht, sollten Sie diese Nährstoffe mittels Nahrungsergänzungsmitteln supplementieren [11]. Das gilt auch für das Vitamin Biotin – zumindest bei Frauen, bei ihnen erwiesen sich Biotin-Supplemente in Studien als wirksam. Ob das bei Männern ebenfalls effektiv sein kann, muss durch weitere Studien geklärt werden [24–26].
Chronischer Stress kann Haarausfall fördern. Wenn Sie in Ihrem Alltag gestresst oder überfordert fühlen, sollten Sie Abhilfe mit Entspannungstechniken wie Yoga oder progressiver Muskelentspannung schaffen!
Wie läuft eine Haartransplantation ab?
Falls Kopfhaare nicht nachwachsen und der Wunsch nach ihnen stark ist, können Menschen mit einer (androgenetischen) Alopezie sich über eine Haartransplantation informieren. Haarfollikel vom Hinterkopf, Rücken oder der Brust werden auf die kahlen Stellen auf dem Kopf verpflanzt. Der Eingriff kann bis zu sechs Stunden dauern. Nach etwa drei bis vier Monaten wachsen aus den Follikeln Haare. Allerdings besteht nach der Transplantation das Risiko, dass die Haare ausfallen können [27, 28].
Haarausfall: Auf einen Blick
Wie viele Haare verliert der Mensch täglich?
Von ihren fünf Millionen Haaren verlieren Menschen im Normalfall täglich 50 bis 100.
Welche Ursachen führen zu Haarausfall?
Manche Menschen sind genetisch bedingt empfindlich gegenüber dem Testosteron-Abbauprodukt Dihydrotestosteron, das Haare ausfallen lässt.
Ausserdem können Nährstoffmängel (Eisen, Vitamin D, Zink, Biotin, Protein), Stress, Rauchen, Autoimmunerkrankungen und manche Medikamente zu Haarausfall führen.
Wie stoppe ich Haarausfall?
Bei einem genetisch bedingten Haarausfall können Sie auf Medikamente zurückgreifen, die die Wirkstoffe Minoxidil, Finasterid oder Duasterid enthalten.
Als natürliche Mittel eignen sich Extrakte der indischen Narbe oder Sägepalme. Neben ätherischen Ölen wie Rosmarin-, Lavendel- oder Pfefferminzöl unterstützt auch Kürbiskernöl das Haarwachstum.
Wenn ein bestimmter Nährstoffmangel vorliegt, sollten Sie den Mangel mit Nahrungsergänzungsmitteln ausgleichen.
Quellen
[1] J. A. Ellis, R. Sinclair, und S. B. Harrap, „Androgenetic alopecia: pathogenesis and potential for therapy“, Expert Rev Mol Med, Bd. 4, Nr. 22, S. 1–11, Nov. 2002.
[2] Faller, Adolf; Schünke, Michael, Der Körper des Menschen - Einführung in Bau und Funktion, 16. Thieme.
[3] „How hair grows | American Academy of Dermatology“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.aad.org/public/kids/hair/how-hair-grows. [Zugegriffen: 18-Feb-2019].
[4] „Why everyone’s hair is different | American Academy of Dermatology“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.aad.org/public/kids/hair/why-everyones-hair-is-different. [Zugegriffen: 18-Feb-2019].
[5] „Pschyrembel Online | Lanugobehaarung“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.pschyrembel.de/Lanugobehaarung/T0037/doc/. [Zugegriffen: 09-Apr-2019].
[6] „Do you have hair loss or hair shedding? | American Academy of Dermatology“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.aad.org/public/skin-hair-nails/hair-care/hair-loss-vs-hair-shedding. [Zugegriffen: 13-Feb-2019].
[7] „Hair loss - Symptoms and causes“, Mayo Clinic. [Online]. Verfügbar unter: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/hair-loss/symptoms-causes/syc-20372926. [Zugegriffen: 13-Feb-2019].
[8] „Testosteron macht nicht nur männlich!“, 14-März-2013. [Online]. Verfügbar unter: https://web.archive.org/web/20130314170845/http://prohaar.msd.de/service/news/test_4330.html. [Zugegriffen: 13-Feb-2019].
[9] Deutsches Endokrinologisches Versorgungszentrum, „Anlagebedingter Haarausfall - www.endokrinologen.de“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.endokrinologen.de/androgenetische-alopezie.php. [Zugegriffen: 18-Feb-2019].
[10] Alopecia Areata Schweiz, „Was ist Kreisrunder Haarausfall (Alopecia Areata)?“, Willkommen bei Alopecia Areata Schweiz, 2016. https://kreisrunderhaarausfall.ch/alopecia-areata-kreisrunder-haarausfall/ (zugegriffen Okt. 21, 2020).
[11] E. L. Guo und R. Katta, „Diet and hair loss: effects of nutrient deficiency and supplement use“, Dermatol Pract Concept, Bd. 7, Nr. 1, S. 1–10, Jan. 2017.
[12] Pubchem, „Biotin“. [Online]. Verfügbar unter: https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/171548. [Zugegriffen: 18-Feb-2019].
[13] Die ganze Welt der Vitamine, Mineralstoffe und Enzyme. Renningen: garant Verlag GmbH, 2016.
[14] A. E. Mannes, „Shorn Scalps and Perceptions of Male Dominance“, Social Psychological and Personality Science, Bd. 4, Nr. 2, S. 198–205, März 2013.
[15] N. Banka, M. J. K. Bunagan, und J. Shapiro, „Pattern Hair Loss in Men: Diagnosis and Medical Treatment“, Dermatologic Clinics, Bd. 31, Nr. 1, S. 129–140, Jan. 2013.
[16] R. Dhurat u. a., „An Open-Label Randomized Multicenter Study Assessing the Noninferiority of a Caffeine-Based Topical Liquid 0.2% versus Minoxidil 5% Solution in Male Androgenetic Alopecia“, SPP, Bd. 30, Nr. 6, S. 298–305, 2017.
[17] B. S. Hugo Perez, „Ketocazole as an adjunct to finasteride in the treatment of androgenetic alopecia in men“, Med. Hypotheses, Bd. 62, Nr. 1, S. 112–115, 2004.
[18] C. Piérard-Franchimont, P. De Doncker, G. Cauwenbergh, und G. E. Piérard, „Ketoconazole shampoo: effect of long-term use in androgenic alopecia“, Dermatology (Basel), Bd. 196, Nr. 4, S. 474–477, 1998.
[19] V. R. Gottumukkala, T. Annamalai, und T. Mukhopadhyay, „Phytochemical investigation and hair growth studies on the rhizomes of Nardostachys jatamansi DC“, Pharmacogn Mag, Bd. 7, Nr. 26, S. 146–150, 2011.
[20] B. H. Lee, J. S. Lee, und Y. C. Kim, „Hair Growth-Promoting Effects of Lavender Oil in C57BL/6 Mice“, Toxicol Res, Bd. 32, Nr. 2, S. 103–108, Apr. 2016.
[21] J. Y. Oh, M. A. Park, und Y. C. Kim, „Peppermint Oil Promotes Hair Growth without Toxic Signs“, Toxicol Res, Bd. 30, Nr. 4, S. 297–304, Dez. 2014.
[22] S. Murugusundram, „Serenoa Repens: Does It have Any Role in the Management of Androgenetic Alopecia?“, J Cutan Aesthet Surg, Bd. 2, Nr. 1, S. 31–32, 2009.
[23] Y. Panahi, M. Taghizadeh, E. T. Marzony, und A. Sahebkar, „Rosemary oil vs minoxidil 2% for the treatment of androgenetic alopecia: a randomized comparative trial“, Skinmed, Bd. 13, Nr. 1, S. 15–21, Feb. 2015.
[24] N. E. Rogers und M. R. Avram, „Medical treatments for male and female pattern hair loss“, Journal of the American Academy of Dermatology, Bd. 59, Nr. 4, S. 547–566, Okt. 2008.
[25] A. Glynis, „A Double-blind, Placebo-controlled Study Evaluating the Efficacy of an Oral Supplement in Women with Self-perceived Thinning Hair“, J Clin Aesthet Dermatol, Bd. 5, Nr. 11, S. 28–34, Nov. 2012.
[26] D. P. Patel, S. M. Swink, und L. Castelo-Soccio, „A Review of the Use of Biotin for Hair Loss“, Skin Appendage Disord, Bd. 3, Nr. 3, S. 166–169, Aug. 2017.
[27] V. Mysore, „Body Hair Transplantation: Case Report of Successful Outcome“, J Cutan Aesthet Surg, Bd. 6, Nr. 2, S. 113–116, 2013.
[28] Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland, „Haartransplantation“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.gacd.de/haartransplantation.php. [Zugegriffen: 09-Apr-2019].