Ein erhöhter PSA-Wert gibt Hinweise auf das Risiko für Prostatakrebs, Prostatavergrösserung und Prostataentzündung. Hier finden Sie eine Übersicht darüber, was die Messwerte bedeuaten und welche Prostata-Werte normal sind.
Wenn von Prostata-Werten die Rede ist, ist meistens der PSA-Wert gemeint, der sich in einer Blutprobe feststellen lässt. Das prostataspezifische Antigen (PSA) weist je nach Messwert auf Veränderungen in der Prostata hin – die wiederum mit Prostatitis (Prostataentzündung), Prostatavergrösserung und vor allem auch Prostatakrebs zusammenhängen können.
Lesen Sie in diesem Artikel, was genau der PSA-Wert ist, wie es zu erhöhten Prostata-Werten kommen kann, welche Rolle die Prostata-Werte in der Krebsvorsorge spielen und warum die PSA-Messung in der Medizin umstritten ist.
Was ist der PSA-Wert?
PSA ist ein Protein, das fast ausschliesslich in der Prostata gebildet wird. Es ist Teil des Prostatasekrets, das den Samen flüssig werden lässt. Ins Blut wird in der Regel nur sehr wenig davon abgegeben. Das kann sich allerdings ändern. Wenn zum Beispiel eine Krebserkrankung vorliegt, dann sorgt der Tumor in der Prostata dafür, dass viel mehr PSA ins Blut kommt. Deswegen ist in diesem Fall auch der PSA-Wert im Blut erhöht. Auch eine vergrösserte Prostata sorgt für mehr PSA, genauso wie Entzündungen in dem Organ [1].
Positiver PSA-Test – wie geht es weiter?
Wenn ein erhöhter PSA-Wert festgestellt wird, folgen in der Regel weitere Untersuchungen – denn hinter dem Testergebnis können auch andere Ursachen stecken, wie eine gutartige Prostatavergrösserung oder eine bakterielle Infektion. In den Untersuchungen geht es vor allem darum, herauszufinden, ob sich ein Tumor in der Prostata befindet. Denn je früher Krebserkrankungen erkannt werden, desto besser sind die Chancen, sie heilen zu können.
Zuerst veranlassen Ärzt*innen in der Regel einen weiteren PSA-Test, vor allem wenn der Patient eher jünger und gesund ist und es keine Auffälligkeiten bei einer rektal-digitalen Untersuchung gab. Liegt ein begründeter Verdacht vor, wird eine Biopsie durchgeführt. Dabei handelt es sich um einen Eingriff, bei dem Ärzt*innen Gewebe aus der Prostata entnehmen, das dann im Labor untersucht wird [2], [3].
Gut zu wissen: Das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter deutlich. Die Diagnose wird am häufigsten bei Männern ab 65 Jahren gestellt. Fälle bei Männern unter 50 kommen vor, sind aber selten. Laut Daten des Robert-Koch-Instituts beträgt das Risiko für einen 45-Jährigen, in den nächsten 10 Jahren an Prostatakrebs zu erkranken, 0,4 Prozent [4].
Wann wird ein PSA-Test durchgeführt?
In der Schweiz gibt es bislang keine systematischen Früherkennungs-Programme für Prostatakrebs. Der Schweizer Krebsliga zufolge ist es eine persönliche Entscheidung, ob ein Mann Früherkennungs-Untersuchungen durchführen lassen will. Es sei aber auf jeden Fall sinnvoll, sich von einer Ärztin oder einem Arzt über die Vor- und Nachteile der Früherkennung und PSA-Tests beraten zu lassen [4].
Gut zu wissen: Die Krankenkasse übernimmt die Kosten einer jährlichen Tastuntersuchung der Prostata für Männer ab 45 Jahren. Bei dieser sogenannten digital-rektalen Untersuchung tastet eine Fachärztin oder ein Facharzt die Prostata durch den Enddarm hindurch ab und sucht dabei nach auffälligen Veränderungen. Die Untersuchung bringt keine Risiken mit sich, gilt aber auch nicht als besonders zuverlässig, weil kleinere Tumoren nicht erkannt werden [3].
Welcher PSA-Wert ist noch normal?
Gemessen wird der PSA-Wert in Nanogramm pro Milliliter Blut (ng/ml). Generell gilt ein PSA-Wert von bis zu 4 ng/ml als normal – auch wenn es in seltenen Fällen passieren kann, dass ein Prostatakrebs auch bei niedrigeren Werten besteht. Es spielen aber noch andere Faktoren mit hinein. Ist der Wert zum Beispiel in einem kurzen Zeitraum deutlich gestiegen, würden Ärzt*innen ebenfalls weitere Untersuchungen einleiten. Ein sehr kleiner PSA-Wert wiederum ist nicht problematisch.
Sie finden in unserem Gesundheitsportal auch eine Tabelle der PSA-Werte, in der Sie die Werte und Empfehlungen dazu noch einmal auf einen Blick sehen.
Wie hoch der PSA-Wert genau ausfällt, entscheidet auch darüber, wie oft die ärztlichen Leitlinien weitere Früherkennungsuntersuchungen empfehlen. Diese Empfehlungen gelten in Deutschland und Österreich für Männer ab 45 Jahren.
- Bei einem Wert von mehr als 2 ng/ml raten die Leitlinien dazu, sich jedes Jahr erneut untersuchen zu lassen.
- Bei 1 bis 2 ng/ml wird alle vier Jahre eine Nachuntersuchung empfohlen.
- Bei unter 1 ng/ml soll alle zwei Jahre kontrolliert werden. Ausserdem geht es nicht nur darum, wie hoch der PSA-Wert ausfällt, sondern auch, wie schnell er sich verändert.
- Steigen die Prostata-Werte in kurzer Zeit deutlich an, sollten Sie sich ebenfalls weiter ärztlich untersuchen lassen.
Wird bei Männern über 70 Jahren ein PSA-Wert von weniger als 1 ng/ml festgestellt, raten die ärztlichen Leitlinien davon ab, weitere Früherkennung durch PSA-Messungen durchzuführen. In diesem Fall ist es unwahrscheinlich, dass die Getesteten noch an einem Prostatakrebs sterben [2].
Wichtig: Ein Wert von mehr als 4 ng/ml ist noch lange keine Krebsdiagnose! Wenn Sie in einem PSA-Test ein solches Ergebnis erhalten haben, sprechen Sie mit einer Urologin oder einem Urologen, um Ihre Prostata-Werte genauer einzuordnen und weitere Untersuchungen durchführen zu lassen. Für die erhöhten Werte kann es noch viele weitere Ursachen geben.
Warum kann der PSA-Wert erhöht sein?
Geht es um den PSA-Wert, ist meistens von Prostatakrebs die Rede. Es gibt aber noch eine ganze Reihe anderer Ursachen für zu hohe Prostata-Werte. Dazu gehören [5]:
Akute Prostatitis, also eine Prostataentzündung, für die meistens eine bakterielle Infektion verantwortlich ist. Eine Blasenentzündung kann ebenfalls den PSA-Wert erhöhen und kommt durchaus auch bei Männern vor. Beide Entzündungen sind aber in der Regel schwer zu übersehen – denn sie können sehr schmerzhaft sein.
Gutartige Prostatavergrösserung (in der Fachsprache: Prostatahyperplasie) ist im Alter sehr häufig. Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit von Prostatakrebs nicht, kann aber zu Beschwerden führen, zum Beispiel zu Problemen beim Wasserlassen. Sowohl die vergrösserte Prostata als auch Medikamente, die gegen sie verschrieben werden, können den PSA-Wert erhöhen.
Druck auf die Prostata erhöht ebenfalls das PSA. Dazu kommt es zum Beispiel beim Fahrradfahren oder durch starkes Pressen beim Stuhlgang, aber auch beim ärztlichen Abtasten. Deswegen sollten Ärzt*innen nie im Anschluss an eine rektale Untersuchung das Blut für einen PSA-Test abnehmen – entweder die Blutabnahme kommt zuerst oder es liegen mindestens vier Wochen dazwischen.
Samenerguss. Sex und Ejakulieren kann die Prostata-Werte ebenfalls in die Höhe treiben. Deswegen lautet die Empfehlung: Verzichten sie in den 24 Stunden vor einem PSA-Test auf Geschlechtsverkehr und Masturbation.
Kritik am PSA-Wert
Es ist in der Medizin noch umstritten, wie hoch der Nutzen des PSA-Tests für die Krebsvorsorge wirklich ist. Klar ist, dass die PSA-Tests dazu beitragen, dass manche Krebserkrankungen früher erkannt werden – was in einigen Fällen lebensrettend sein kann. Kritische Stimmen sagen aber, dass es nicht klar sei, wie gross der Einfluss auf die Sterblichkeit bei Prostatakrebs wirklich sei. Der Test führe ausserdem zu vielen falsch positiven Ergebnissen und Übertherapien. Falsch positiv bedeutet, dass ein zu hoher PSA-Wert auf eine mögliche Krankheit hinweist, obwohl Sie kerngesund sind.
Gut zu wissen: Warum Übertherapie? Prostatakrebs betrifft häufig Männer im hohen Alter. Doch obwohl der Krebs in dieser Altersgruppe so häufig ist, sterben relativ wenige an ihm. Das liegt daran, dass Prostatakrebs langsam voranschreitet – und viele Betroffene an anderen Ursachen sterben, bevor der Tumor problematisch wird. Eine gängige Behandlungsoption ist deswegen tatsächlich: abwarten. Denn auch Therapien können starke Nebenwirkungen und Belastungen mit sich bringen.
Unterschiedliche Meinungen in der Medizin
Contra PSA-Test: Im Jahr 2019 gab es eine Erhebung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), die zu dem Ergebnis kam, dass die PSA-Messung Männern mehr schadet als nutzt – wegen vieler falsch positiver Diagnosen, psychischen Belastungen und Operationen, die vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen wären. Ein Problem hier: Die Eingriffe an der Prostata können Komplikationen wie Impotenz und Inkontinenz haben, die Betroffene dann für den Rest ihres Lebens belasten [6].
Pro PSA-Test: Für PSA-Tests sprechen sich unter anderem Berufsverbände der Urolog*innen aus. Sowohl der deutsche als auch der österreichische Berufsverband äusserten sich in Positionspapieren kritisch zur IQWiG-Veröffentlichung – die Zahl der Überdiagnosen sei in der Studie überbewertet worden, ausserdem würde eine fehlende Früherkennung zu mehr Krebserkrankungen im Spätstadium führen. Die Auswertung des IQWiG bezog laut den Berufsverbänden auch nicht mit ein, dass in der Vorsorge auch individuelle Faktoren berücksichtigt werden müssen, zum Beispiel wie schnell der PSA-Wert eines Patienten ansteigt. Die Urolog*innen betonen vor allem, wie wichtig individuelle Früherkennung sei und dass man Männer nicht verunsichern und davon abhalten sollte, sich dazu von Fachärzt*innen beraten zu lassen und sich mit Krebsvorsorge zu befassen [7], [8].
Gut zu wissen: Prostatakrebs liegt in der Familie. Das Risiko, einen Tumor in der Prostata zu entwickeln, wird von den Genen beeinflusst. Wenn also in Ihrer Familie Fälle von Prostatakrebs vorkommen, kann das ein Argument für einen PSA-Test sein.
Fazit: Wenn Sie eine Prostata haben und über 45 Jahre alt sind, kann sich die gezielte Früherkennung von Prostatakrebs lohnen. Ob regelmässige PSA-Tests das Richtige für Sie sind, müssen Sie selbst für sich entscheiden. Was abzuwägen ist: Ein PSA-Test kann dazu führen, dass Sie ein Ergebnis erhalten, dass Sie fälschlicherweise als krebserkrank einordnet – was enorm belastend sein kann und mit weiteren Untersuchungen und Eingriffen einhergeht. Dafür erhöhen Sie durch den Test die Chance, eine potentiell tödliche Krebserkrankung früh zu erkennen.
Quellen
[1] „Prostate-Specific Antigen (PSA) Test - National Cancer Institute“, Feb. 25, 2021. https://www.cancer.gov/types/prostate/psa-fact-sheet (zugegriffen Sep. 28, 2021).
[2] A. (AZQ) Haring, „S3-Leitlinie Prostatakarzinom“, S. 371, 2021.
[3] K. Krebsforschungszentrum Deutsches, „Prostatakrebs: Symptome, Früherkennung, Behandlung, Nachsorge“. https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/index.php (zugegriffen Sep. 27, 2021).
[4] Robert-Koch-Institut, „Krebs in Deutschland | 2015/2016“, S. 163.
[5] „Erhöhter PSA-Wert - 6 Gründe, die nicht Prostatakrebs heissen“. https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/erhoehter-psa-wert-ohne-prostatakrebs (zugegriffen Sep. 27, 2021).
[6] „[S19-01] Prostatakarzinom-Screening mittels PSA-Test | IQWiG.de“, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). https://www.iqwig.de/projekte/s19-01.html (zugegriffen Sep. 27, 2021).
[7] „Urologenportal: Postitionspapier der Deutschen Gesellschaft für Urologie zum Vorbericht: Prostatakrebsscreening mittels PSA-Test (S19-01) des IQWiG (13.01.2020)“. https://www.urologenportal.de/pressebereich/pressemitteilungen/presse-aktuell/postitionspapier-der-deutschen-gesellschaft-fuer-urologie-zum-vorbericht-prostatakrebsscreening-mittels-psa-test-s19-01-des-iqwig-13012020.html (zugegriffen Sep. 27, 2021).
[8] Österreichische Krebshilfe, „Prostatakrebs-Früherkennung“. https://www.krebshilfe.net/information/krebsfrueherkennung/prostatakrebs-frueherkennung (zugegriffen Sep. 29, 2021).
[9] Krebsliga Schweiz, „Prostatakrebs“. https://www.krebsliga.ch/ueber-krebs/krebsarten/prostatakrebs (zugegriffen Sep. 29, 2021).