In den meisten Situationen spricht man in unserer Gesellschaft nicht über seinen Stuhlgang. In der Medizin allerdings ist das ganz anders, hier ist der Stuhl ein beliebtes Gesprächsthema. Nicht nur stecken hinter dem Stuhlgang komplexe physiologische Vorgänge und Muskelbewegungen – aus ihm lassen sich auch Informationen über den Zustand der Verdauung ziehen und manchmal liefert er sogar Hinweise auf Krankheiten.
Stuhlgang im Überblick
- Normaler Stuhlgang hat eine hellbraune bis dunkelbraune Farbe, ist weder zu hart noch zu flüssig und hat riecht zwar streng, aber nicht beißend oder faulig.
- Bei Verstopfung sieht man harte Klümpchen oder zusammenhängende Klumpen, die schwer auszuscheiden sind. Bei Durchfall ist der Stuhl lose und locker oder sogar flüssig.
- Weicht die Farbe des Stuhls deutlich ab, liegt das meist an bestimmten Lebensmitteln. Zum Beispiel färben Karotten ihn gelb oder orange, Spinat grün und Rote Bete rot.
- Roter oder schwarzer Stuhl können auf Blutungen hinweisen – das sollte ärztlich abgeklärt werden. Ein Fettstuhl (gelb, schmierig, glänzend, fauliger Geruch) ist ein Hinweis auf Gallensteine, Zöliakie oder Probleme mit der Bauchspeicheldrüse.
- Haben Sie regelmäßig Probleme mit dem Stuhlgang (wie Verstopfung und Durchfall), können Reizdarmsyndrom, Morbus Crohn, Lebensmittelunverträglichkeiten oder ausgeprägter Alkoholkonsum verantwortlich sein.
Welcher Stuhlgang ist normal?
Kurz gesagt: Normaler Stuhlgang hat eine hellbraune bis dunkelbraune Farbe, ist weder zu hart noch zu flüssig und riecht zwar streng, aber nicht beissend oder faulig.
Was Konsistenz, Farbe und Geruch Ihnen über Ihren Gesundheitszustand verraten können, haben wir Ihnen in den folgenden Kapiteln weiter aufgeschlüsselt.
Warum ist der Stuhlgang wichtig? Über den Stuhl wird der Körper zahlreiche Stoffe los, die er nicht mehr benötigt, zum Beispiel die Überreste aus der Verdauung, aber auch Zellen, die die Darmschleimhaut abgestossen hat sowie abgestorbene Darmbakterien und andere Kleinstlebewesen.
Was sind Ursachen für „unnormalen“ Stuhl?
Fällt der Stuhlgang hin und wieder stinkiger, gelber oder flüssiger aus als sonst, ist das meist noch kein Grund zur Beunruhigung. Es kann viele Gründe dafür geben, dass Geruch, Farbe und Form abweichen. Viele der folgenden Punkte wirken sich vor allem, aber nicht nur, auf den Geruch des Stuhls aus [1].
Ernährung. Bestimmte Lebensmittel neigen dazu, den Stuhl vor allem etwas übelriechender zu machen. Dazu gehören vor allem Lebensmittel, die viel Schwefel enthalten, wie Kohlgemüse, Geflügel, Eier und Milchprodukte, aber auch eine sehr fettreiche oder zuckerhaltige Ernährung und Zuckeralkohole, die zum Beispiel als Süssstoffe in Light-Produkten vorkommen.
Unverträglichkeiten. Bei einer Lebensmittelintoleranz ist oft die Verdauung im Darm gestört. Werden dann zum Beispiel Milchzucker oder Fruchtzucker abgebaut, entstehen Nebenprodukte wie Gase, die für Blähungen, Verstopfung und Durchfall, aber auch für unangenehme Gerüche sorgen können.
Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal mehr über Laktoseintoleranz und Fructoseunverträglichkeit.
Alkohol. Alkohol im Blut kann unter anderem die Beweglichkeit des Darms verändern und die Balance der Darmflora stören. Das führt nicht selten zu einem flüssigeren Stuhl und unangenehmen Gerüchen am Tag nach dem Trinken.
Krankheiten. Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die das Verdauungssystem ganz schön aus dem Gleichgewicht bringen können. Oft wirken sie sich auch auf die Beschaffenheit des Stuhls aus. Beispiele dafür sind das Reizdarmsyndrom, Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) und die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn. Für kurzfristige Veränderungen von Form, Farbe und Geruch sorgen auch Magen-Darm-Infektionen.
Wie oft sollten Erwachsene am Tag Stuhlgang haben? Die meisten Menschen haben ein bis dreimal am Tag Stuhlgang, die Häufigkeit kann sich aber mit dem Alter ändern und hängt auch sehr von der Ernährung ab. Als Faustregel gilt: Wenn Sie dauerhaft mehr als dreimal pro Tag oder weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang haben, suchen Sie sich ärztlichen Rat [2].
Konsistenz des Stuhlgangs
Der Stuhl kann den Körper in verschiedenen Formen verlassen, von komplett flüssig bis zu so hart, dass er nur schwer auszuscheiden ist. Durchfall und Verstopfung sind Zeichen dafür, dass die Verdauung nicht richtig arbeitet: Bei Durchfall gelangt der Stuhl in der Regel zu schnell durch den Verdauungstrakt, bei Verstopfung zu langsam. Der “gesunde Stuhl” liegt irgendwo dazwischen [1].
Wussten Sie das? Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, scheiden größere Mengen Stuhl aus. Die durchschnittliche Stuhlmasse der Menschen in Europa liegt bei 100 bis 200 Gramm, bei vegetarischer Ernährung kann sie doppelt so hoch sein. Das liegt daran, dass sich Vegetarier*innen und Veganer*innen in der Regel ballaststoffreicher ernähren. Die Ballaststoffe sorgen dafür, dass der Stuhl mehr Wasser zieht und dadurch an Masse zunimmt. Vegetarier*innen und Veganer*innen leiden deswegen auch seltener unter Verstopfung und schmerzhaften Stuhlgängen, vermutlich ist auch ihr Risiko für entzündliche Darmerkrankungen und Darmkrebs geringer [6].
Die Stuhlformen-Skala
Wissenschaftler*innen haben in der Vergangenheit Systeme entwickelt, mit denen sich der Stuhlgang nach seiner Konsistenz einteilen lässt. Die wohl bekannteste Klassifizierung ist die Bristol Stool Form Scale (Bristol Stuhlformen-Skala), die Forschende der britischen Universität von Bristol entwickelt und im Jahr 1997 veröffentlicht haben. Neuere Studien haben ergeben, dass sich die Skala tatsächlich zuverlässig einsetzen lässt, um den Wassergehalt des Stuhls und dessen Durchlaufzeit durch den Darm einzuschätzen [3], [4].
Die Stuhlformen-Skala teilt den Stuhl in sieben Konsistenzen ein. Die Skala reicht von einzelnen, festen Klümpchen (Typ 1) bis zu komplett flüssig (Typ 7).
Die 7 Typen der Stuhlformen-Skala:
- Typ 1: Einzelne, harte Klümpchen, die schwer auszuscheiden sind
- Typ 2: Zusammenhängende Klumpen, ebenfalls schwer auszuscheiden
- Typ 3: Weiche Würstchen mit rissiger Oberfläche
- Typ 4: Weiche Würstchen mit glatter Oberfläche
- Typ 5: Weiche Klümpchen, die nicht zusammenhängen, leicht auszuscheiden
- Typ 6: Lose, lockere Stückchen
- Typ 7: flüssig, breiartig oder wässrig
Als normaler Stuhlgang gelten die Typen 3 und 4. Typ 5 ist ebenfalls unbedenklich, bedeutet aber meist, dass man mehrmals am Tag muss. Bewegen sich Ihre Ausscheidungen in der Regel in diesem Bereich, ist das ein Zeichen für einen gesunden Stuhlgang.
Typ 1 und 2 sprechen für Verstopfungen.
Typ 6 und 7 sind Durchfall, wenn sie über längere Zeit auftreten.
Wann sollte ich bei Durchfall zum Arzt?
Durchfall kann auf Erkrankungen hinweisen – aber auch an sich problematisch werden, wenn Sie durch ihn zu viel Flüssigkeit verlieren. Bei folgenden Anzeichen sollten Sie mit Durchfall Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen [4], [5]:
- Hohes Fieber
- Durchfälle, die mehr als drei Tage anhalten
- Symptome von Flüssigkeitsmangel (Schwindel, Durst, trockener Mund, Kopfschmerzen)
- Starke Bauchschmerzen
- Ständiges Erbrechen
- Eiter oder Blut im Stuhl
Wann sollte ich bei Verstopfung zum Arzt?
Auch Verstopfungen können ärztlichen Rat erfordern. Wenn Sie regelmässig auftreten oder Sie beim Stuhlgang Schmerzen haben oder Blut im Stuhl entdecken, sollten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen.
Eine akute Verstopfung kann ausserdem auf einen Darmverschluss hinweisen, dann handelt es sich sogar um einen Notfall und Sie sollten sofort ärztliche Hilfe suchen! In diesem Fall können folgende Symptome auftreten:
- Starke Bauchschmerzen oder Unterleibsschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Aufgeblähter Bauch
- Fieber
Farbe des Stuhlgangs
Normaler Stuhl ist in der Regel braun bis hellbraun. Es gibt jedoch einige typische Verfärbungen, die völlig unbedenklich sind und meistens mit der Ernährung zusammenhängen. So kann Spinat zu einer grünlichen Verfärbung führen und Karotten und Kürbis sorgen oft für eine orangene Farbe.
Andere Farben und vor allem Spuren von Blut im Stuhl können wiederum ein Hinweis auf Verdauungsprobleme und Krankheiten sein.
Wenn Sie eine ungewöhnliche Stuhlfarbe bemerken, überlegen Sie, was Sie zu den letzten Mahlzeiten gegessen haben. Fallen Ihnen Lebensmittel mit der passenden Farbe ein, waren diese meist der Grund. Wenn nicht, können Probleme dahinterstecken – die Sie im Zweifelsfall mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen sollten [1], [2].
Gelb: Bestimmte Lebensmittel, zum Beispiel Karotten, aber auch Medikamente wie Antibiotika können für die gelbe Farbe verantwortlich sein. Sie kann aber auch auf den sogenannten Fettstuhl hinweisen – dann ist der Stuhl in der Regel auch schmierig und glänzend, hat einen beissenden Geruch, schwimmt oben auf dem Toilettenwasser und lässt sich schwer herunterspülen. Fettstuhl kann ein Anzeichen für Gallensteine, Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) oder Probleme mit der Bauchspeicheldrüse sein.
Grün: Viel grünes Gemüse, wie Spinat und Grünkohl, kann den Stuhl grün färben. In Verbindung mit Durchfall spricht die grüne Farbe für eine Magen-Darm-Infektion.
Rot: Rote Bete, Lebensmittelfarbe und bestimmte Medikamente können hinter einem rötlich oder rosa verfärbten Stuhl stecken. Achten Sie aber gut darauf, ob sich Blut im Stuhl befindet – ist das der Fall, sollten Sie es in jedem Fall ärztlich abklären lassen!
Schwarz: Eisenpräparate, Kohlentabletten – aber auch Blut im Stuhl bzw. Blutungen im oberen Verdauungstrakt
Weiss: Mangel an Gallensäften, Probleme mit der Galle
Gut zu wissen: Blut im Stuhl kann ein Hinweis auf Darmkrebs sein. Doch meist reicht die Menge des Bluts lange nicht, um den Stuhl zu verfärben. Deswegen gibt es die Früherkennungsuntersuchungen, in denen Labore gezielt nach kleinsten Blutspuren im Stuhl suchen. Im Verdachtsfall wird dann eine Darmspiegelung durchgeführt, um Tumoren möglichst früh zu erkennen und behandeln zu können. In der Schweiz werden Stuhluntersuchungen und Darmspiegelungen ab dem 50. Lebensjahr von den Krankenkassen bezahlt.
Tipps für einen besseren Stuhlgang
Haben Sie öfter einmal mit zu weichem oder hartem Stuhl zu kämpfen, können Ihnen vielleicht schon einige Alltagstipps helfen. Einige Anpassungen der Ernährung, aber auch die richtige Sitzposition auf der Toilette können für einen angenehmeren Stuhlgang und seltenere Verstopfungen sorgen.
Ernährung und Bewegung
Was Sie essen und trinken beeinflusst natürlich auch die Eigenschaften Ihres Stuhls, ebenso andere Lebensstil-Faktoren. Für einen leichteren Stuhlgang können Sie sich an einige Empfehlungen halten, die sich auch anderweitig positiv auf Ihre Gesundheit auswirken können:
- Trinken Sie viel – am besten rund 2 Liter am Tag.
- Essen Sie viele Ballaststoffe (zum Beispiel aus Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse).
- Meiden Sie Lebensmittel, die Sie nicht vertragen (aufgrund von Allergien und Intoleranzen) oder die Ihre Verdauung reizen. Eine Reizwirkung können unter anderem Alkohol, Koffein sowie sehr fettige oder scharfe Speisen
- Bewegen Sie sich regelmässig. Bewegung hilft Ihrem Körper, die Verdauung in Gang zu bringen.
Vermutlich kann es einigen Menschen auch helfen, Probiotika einzunehmen. Diese Präparate enthalten Bakterienkulturen und können das Gleichgewicht der Darmflora unterstützen. In Studien konnten Probiotika beispielsweise gegen Verstopfungen helfen und die Stuhlkonsistenz verbessern [7].
Gut zu wissen: Menschen, die unter dem Reizdarmsyndrom leiden, haben häufig Durchfall oder Verstopfung, viele Betroffene leiden auch im Wechsel unter beidem. Hier kann sich eine sogenannte FODMAP-Diät positiv auf den Stuhlgang auswirken.
Was ist die beste Sitzposition für den Stuhlgang?
Die typischen westlichen Toiletten schaffen tatsächlich keine optimale Sitzposition. Wir Menschen sind dazu gemacht, den Stuhlgang in der Hocke zu verrichten, nicht im Sitzen.
Helfen kann eine Fussablage, wie ein kleiner Hocker – es gibt auch Unternehmen, die extra WC-Hocker für diesen Zweck anbieten. Wenn Sie Ihre Füsse hochstellen, während Sie auf der Toilette sitzen, gehen Sie in eine Position, die der natürlichen Hocke ähnelt. So kann sich die Muskulatur am Schambein, die den Darminhalt vom Mastdarm zum Analkanal passieren lässt, besser entspannen.
Diese hockende Position kann die Zeit auf der Toilette verkürzen, die Belastung dabei reduzieren und für eine bessere Darmentleerung sorgen – Wissenschaftler*innen konnten das sogar schon in einer Studie bestätigen können. Durch die veränderte Position verändert sich womöglich auch das Risiko von Verstopfungen und Hämorrhoiden [8].
Quellen
[1] U.S. National Library of Medicine, „Bowel Movement“. https://medlineplus.gov/bowelmovement.html (zugegriffen Feb. 11, 2021).
[2] S. Mawer und A. F. Alhawaj, „Physiology, Defecation“, in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2020.
[3] S. J. Lewis und K. W. Heaton, „Stool form scale as a useful guide to intestinal transit time“, Scand J Gastroenterol, Bd. 32, Nr. 9, S. 920–924, Sep. 1997, doi: 10.3109/00365529709011203.
[4] M. R. Blake, J. M. Raker, und K. Whelan, „Validity and reliability of the Bristol Stool Form Scale in healthy adults and patients with diarrhoea-predominant irritable bowel syndrome“, Alimentary Pharmacology & Therapeutics, Bd. 44, Nr. 7, S. 693–703, 2016, doi: https://doi.org/10.1111/apt.13746.
[5] National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases, „Diarrhea | NIDDK“, National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases. https://www.niddk.nih.gov/health-information/digestive-diseases/diarrhea/all-content (zugegriffen Feb. 15, 2021).
[6] P. Nath und S. P. Singh, „26 - Defecation and Stools in Vegetarians: Implications in Health and Disease“, in Vegetarian and Plant-Based Diets in Health and Disease Prevention, F. Mariotti, Hrsg. Academic Press, 2017, S. 473–481.
[7] E. Dimidi, S. Christodoulides, K. C. Fragkos, S. M. Scott, und K. Whelan, „The effect of probiotics on functional constipation in adults: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials“, Am J Clin Nutr, Bd. 100, Nr. 4, S. 1075–1084, Okt. 2014, doi: 10.3945/ajcn.114.089151.
[8] R. M. Modi u. a., „Implementation of a Defecation Posture Modification Device: Impact on Bowel Movement Patterns in Healthy Subjects“, J Clin Gastroenterol, Bd. 53, Nr. 3, S. 216–219, März 2019, doi: 10.1097/MCG.0000000000001143.