Vitamin D unterstützt im Körper zahlreiche Vorgänge, unter anderem den Knochenaufbau, die Immunabwehr und die Erhaltung der Muskulatur. Dementsprechend vielfältig können die Symptome eines Vitamin-D-Mangels ausfallen.
Damit der menschliche Körper Vitamin D herstellen kann, benötigt er die UV-Strahlung der Sonne. Da wir im Winter wenig Sonnenlicht abbekommen und uns auch im Sommer viel in geschlossenen Räumen aufhalten, sind viele Menschen schlecht mit dem Vitamin versorgt. Die Folge eines Vitamin-D-Mangels können Symptome wie Müdigkeit, Muskelschwäche und häufige Infekte sein – bei einer dauerhaften Unterversorgung steigt aber auch das Risiko von ernsthaften Erkrankungen wie der Osteoporose.
Lesen Sie in diesem Artikel, wie sich ein Vitamin-D-Mangel auf Ihren Körper auswirkt und wann es sich empfiehlt, Ihren Vitamin-D-Spiegel messen zu lassen.
Symptome und Folgen eines Vitamin-D-Mangels
Ein Mangel an Vitamin D kann sich an ganz unterschiedlichen Symptomen zeigen. Das liegt daran, dass das Sonnenvitamin an vielen Aufgaben im Körper nachgeht. Vieles davon bringen Forscher*innen gerade erst zutage: 95 Prozent unseres heutigen Wissensstandes über Vitamin D stammt aus den Forschungen der letzten 20 Jahren [1].
Als Vitamin D in den 20er Jahren entdeckt wurde, gingen Forscher*innen zunächst davon aus, dass Vitamin D lediglich im Knochenstoffwechsel wirkt. Man sah in dem hormonähnlichen Stoff ein effektives Mittel gegen Rachitis – eine Erkrankung, bei der sich die Knochen von Kindern verformen.
Mit den Jahren fanden Wissenschaftler*innen in Studien weitere Funktionen von Vitamin D heraus, unter anderem seine Wirkung im Immunsystem, auf die Muskelfunktion und auf Herz und Blutgefässe [3].
Was sind die Symptome von einem Vitamin-D-Mangel?
Wenn Sie an einem Vitamin-D-Mangel leiden, können anfangs unspezifische Symptome auftreten [2]:
- Sie fühlen sich häufig müde und antriebslos.
- Sie leiden verstärkt unter depressiven Verstimmungen.
- Die Immunabwehr ist geschwächt, sodass Sie eventuell häufiger Erkältung und Grippe bekommen.
- Muskeln, Glieder und Knochen schmerzen, es kann auch zu Muskelschwäche kommen.
Welche Folgen kann ein Vitamin-D-Mangel haben?
Besteht der Vitamin-D-Mangel über längere Zeit, können folgenden Erkrankungen entstehen [4, 5]:
- Osteoporose und Knochenerweichung (bei Kindern Rachitis) und dadurch ein höheres Risiko von Knochenbrüchen
- Depressionen
- Parodontitis
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, metabolisches Syndrom
- Haarausfall
Gut zu wissen: In Studien konnte beobachtet werden, dass ein Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft das Risiko von Komplikationen erhöht. Dazu zählen: Präeklampsie, Frühgeburten und ein geringes Geburtsgewicht [6].
Tipp: Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal, worauf sie bei der Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit achten sollten und worauf Sie bei Vitamin D für Babys und Kinder achten sollten.
Vitamin D und Parodontitis
Bei einer Parodontitis ist das Zahnbett durch einen Befall von Bakterien entzündet. Das Zahnfleisch kann sich lockern und sogar zurückbilden, je länger die Parodontitis unbehandelt bleibt [7]. Ein Vitamin-D-Mangel kann die Entstehung einer Parodontitis fördern. Vitamin D ist an verschiedenen Prozessen beteiligt, die Zahnfleisch und Zähne vor Bakterienbefall und Schäden schützen – deswegen kann ein Vitamin-D-Mangel die Entstehung einer Parodontitis fördern [8].
Vitamin D und Haarausfall
Möglicherweise steht ein Vitamin-D-Mangel in Verbindung mit krankhaftem Haarausfall. Forscher*innen konnten in Laborstudien beobachten, dass Vitamin D die Bildung und das Wachstum von Haarzellen anregt. Menschen, die an krankhaftem Haarausfall wie telogenem Effluvium oder androgenetischer Alopezie leiden, haben in den meisten Untersuchungen einen Vitamin-D-Mangel [9].
Vitamin-D-Mangel: Symptome an den Knochen
Ihr Körper versucht stets, ausreichend Calcium in den Knochen und im Blut zu bewahren. Dieser Prozess wird auch Calcium-Homöostase genannt. Calcium dient den Knochen als Bausubstanz, während es im Blut die Gerinnung steuert und den Nervenzellen bei der Reizweiterleitung hilft. Mithilfe von Vitamin D kann Calcium aus der Nahrung vom Dünndarm ins Blut gelangen und in die Knochen eingebaut werden [10].
Wussten Sie schon, dass 99 Prozent des gesamten Calciums in den Knochen gespeichert ist? Das letzte Prozent befindet sich im Blut und in den Nervenzellen.
Vitamin-D-Mangel und Knochenabbau
Ein Vitamin-D-Mangel hindert den Darm daran, genügend Calcium ins Blut zu befördern. Damit das Gleichgewicht fortbestehen kann, bildet die Nebenschilddrüse das Parathormon. Dieses Hormon aktiviert die Osteoklasten – Zellen, die den Knochenabbau einleiten, damit das Calcium aus den Knochen in das Blut gelangt. Auf diese Weise stellt der Körper die Calcium-Homöostase erneut her und hält die Körperfunktionen aufrecht.
Je länger Sie an einem Vitamin-D-Mangel leiden, desto mehr Calcium verlieren die Knochen. Die Knochen werden brüchig, können sich verformen und das Sturzrisiko steigt. Ebenso erhöht sich das Risiko von Knochenerkrankungen wie Osteopenie, Osteoporose und Rachitis [5].
Symptome: Ein Knochenabbau durch Vitamin-D-Mangel zeigt sich lange nicht in Symptomen. Vor allem bei älteren Menschen erhöht er aber das Risiko von Stürzen und Knochenbrüchen.
Mehr Informationen: Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal alle wichtigen Informationen über den Mineralstoff Calcium: Wie wirkt Calcium? Wie erkennt man einen Calciummangel? Wie therapiert man einen Calciummangel?
Vitamin-D-Mangel: Symptome an der Muskulatur
In Studien konnten Wissenschaftler*innen beobachten, dass die Einnahme von Vitamin-D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln die Muskelfunktion bei Muskelschwäche verbesserte. Man vermutet, dass Vitamin D die Nervenzellen in der Muskulatur stärkt und möglicherweise die Muskelfunktion aufrechterhält. Bei einem Vitamin-D-Mangel könnten sich die Muskeln abbauen, wobei sich Schmerzen und ein Schwächegefühl breitmachen – diesen Vorgang nennt man Sarkopenie [5, 11].
Symptome: Muskelschwäche und Muskelschmerzen
Aus der Wissenschaft: In Tierstudien haben Forscher*innen bei jungen Mäusen die Vitamin-D-Rezeptoren in den Muskeln ausgeschaltet, um den Einfluss von Vitamin D auf die Muskulatur zu untersuchen. Die Untersuchung zeigte, dass Mäuse bei Vitamin-D-Mangel nur eine schwache Muskulatur aufbauen konnten [12].
Vitamin-D-Mangel und das Immunsystem
Studien zeigen: Das Immunsystem ist auf Vitamin D angewiesen. Vitamin D wirkt auf die Bildung von Abwehrzellen wie T-Zellen und B-Zellen. Diese Zellen gehören zu den Abwehrmechanismen, mit denen der Körper Krankheitserreger ausschaltet.
Zudem soll Vitamin D das übermässige Wachstum von Immunzellen unterbinden. Wenn Sie an einem Vitamin-D-Mangel leiden, besteht das Risiko, dass sich zu viele Immunzellen bilden und sie gesunde Zellen angreifen. Dieses medizinische Phänomen nennt man Autoimmunität, es kann zu Erkrankungen führen, unter anderem[13]:
- Diabetes Typ 1
- Multiple Sklerose
- Rheumatoide Arthritis
Symptome: Erhöhte Anfälligkeit für Infekte wie Erkältung und Grippe
Gut zu wissen: Ein Vitamin-D-Mangel erhöht das Diabetes-Risiko nicht nur aufgrund der Autoimmunität, sondern auch aufgrund des Calciummangels, der mit zu wenig Vitamin D einhergeht. Der Körper benötigt Calcium, um das Insulin freizusetzen, damit der Blutzucker sinkt. Fehlt dem Körper Calcium, fehlt es also auch an Insulin – und das kann zu Diabetes führen [2].
Vitamin-D-Mangel und Depressionen
In Studien, die den Zusammenhang von Vitamin-D-Mangel und Depressionen untersuchten, konnten Wechselbeziehungen beobachtet werden: Menschen mit Depressionen wiesen meistens einen Vitamin-D-Mangel auf. Das Risiko einer Depression kann bis zu 14 Prozent steigen, wenn ein Vitamin-D-Mangel vorliegt. Einige Forschende vermuten auch, dass zu wenig Vitamin D in der dunklen Jahreszeit mit einer Winterdepression zusammenhängen könnte,
In einigen Studien konnte die Einnahme von Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmitteln depressive Verstimmungen verringern. Allerdings bleibt offen, ob eine Vitamin-D-Supplementierung eine Therapiemassnahme bei Depressionen darstellt [3, 14].
Tipp: Vitamin D hilft bei der Bildung des Glückshormons Serotonin. Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal alles zum Thema Serotonin.
Symptome: Ein Vitamin-D-Mangel kann vermutlich zu depressiven Verstimmungen führen. Ausserdem kann er müde und antriebslos machen.
Vitamin-D-Mangel: Symptome am Herz-Kreislauf-System
In unseren Blutgefässen soll Vitamin D entzündungshemmend wirken: Es reduziert die Bildung von entzündlichen Stoffen wie Interleukin-6, Tumor-Nekrose-Faktor und Prostaglandinen. Ausserdem reguliert Vitamin D den Blutdruck. Wenn Sie an einem Vitamin-D-Mangel leiden, können diese Aufgaben nicht erfüllt werden: Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann steigen [15].
Mehr Informationen: Omega-6-Fettsäuren sind an der Bildung von entzündungsfördernden Prostaglandinen beteiligt. Erfahren Sie in unserem Gesundheitsportal alles über die Wirkung und das Vorkommen von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.
Ohne Vitamin D können entzündungsfördernde Reaktionen ablaufen, die die Gefässe verkalken lassen können – das Risiko einer Atherosklerose steigt. Zudem kann ein Bluthochdruck entstehen. Diabetes mellitus und das metabolische Syndrom, mögliche Folgen eines Vitamin-D-Mangels, können das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenfalls steigern. Hierbei soll auch der Mangel an Calcium eine Rolle spielen, da er als wichtiger Mineralstoff der Herzgesundheit agiert [16, 17].
Symptome: Bluthochdruck und Atherosklerose gelten auch deswegen als tückisch, weil sie sich oft jahrelang nicht durch Symptome zeigen. Das gilt auch, wenn ein Vitamin-D-Mangel das Risiko der Erkrankungen erhöht.
Quellen
[1] O. Sizar und A. Givler, „Vitamin D Deficiency“, in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2019.
[2] Harvard School of Puplic Health, „Vitamin D“, The Nutrition Source, Sep. 18, 2012. https://www.hsph.harvard.edu/nutritionsource/vitamin-d/ (zugegriffen Sep. 17, 2021).
[3] S. Spedding, „Vitamin D and Depression: A Systematic Review and Meta-Analysis Comparing Studies with and without Biological Flaws“, Nutrients, Bd. 6, Nr. 4, S. 1501–1518, Apr. 2014.
[4] R. Nair und A. Maseeh, „Vitamin D: The “sunshine” vitamin“, J Pharmacol Pharmacother, Bd. 3, Nr. 2, S. 118–126, 2012.
[5] S. Pilz u. a., „Vitamin D testing and treatment: a narrative review of current evidence“, Endocr Connect, Bd. 8, Nr. 2, S. R27–R43, Jan. 2019.
[6] M. L. Mulligan, S. K. Felton, A. E. Riek, und C. Bernal-Mizrachi, „Implications of vitamin D deficiency in pregnancy and lactation“, Am J Obstet Gynecol, Bd. 202, Nr. 5, S. 429.e1-429.e9, Mai 2010.
[7] „Pschyrembel Online | Parodontitis“. [Online]. Verfügbar unter: https://www.pschyrembel.de/Parodontitis/T004B/doc/. [Zugegriffen: 04-Okt-2019].
[8] E. Jagelavičienė, I. Vaitkevičienė, D. Šilingaitė, E. Šinkūnaitė, und G. Daugėlaitė, „The Relationship between Vitamin D and Periodontal Pathology“, Medicina (Kaunas), Bd. 54, Nr. 3, Juni 2018.
[9] H. M. Almohanna, A. A. Ahmed, J. P. Tsatalis, und A. Tosti, „The Role of Vitamins and Minerals in Hair Loss: A Review“, Dermatol Ther (Heidelb), Bd. 9, Nr. 1, S. 51–70, Dez. 2018.
[10] I. Elmadfa, Ernährungslehre, 3. Aufl. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart, 2015.
[11] L. Rejnmark, „Effects of Vitamin D on Muscle Function and Performance: A Review of Evidence from Randomized Controlled Trials“, Ther Adv Chronic Dis, Bd. 2, Nr. 1, S. 25–37, Jan. 2011.
[12] J. E. Gunton und C. M. Girgis, „Vitamin D and muscle“, Bone Rep, Bd. 8, S. 163–167, Apr. 2018.
[13] C. Aranow, „Vitamin D and the immune system“, J. Investig. Med., Bd. 59, Nr. 6, S. 881–886, Aug. 2011.
[14] G. B. Parker, H. Brotchie, und R. K. Graham, „Vitamin D and depression“, J Affect Disord, Bd. 208, S. 56–61, Jan. 2017.
[15] J. S. Danik und J. E. Manson, „Vitamin D and Cardiovascular Disease“, Curr Treat Options Cardiovasc Med, Bd. 14, Nr. 4, S. 414–424, Aug. 2012.
[16] B. Kheiri, A. Abdalla, M. Osman, S. Ahmed, M. Hassan, und G. Bachuwa, „Vitamin D deficiency and risk of cardiovascular diseases: a narrative review“, Clin Hypertens, Bd. 24, Juni 2018.
[17] A. NITSA, M. TOUTOUZA, N. MACHAIRAS, A. MARIOLIS, A. PHILIPPOU, und M. KOUTSILIERIS, „Vitamin D in Cardiovascular Disease“, In Vivo, Bd. 32, Nr. 5, S. 977–981, Sep. 2018.