Die Tage werden länger, die Sonne lässt sich endlich wieder öfter blicken und die Temperaturen steigen. Doch das Aufblühen der Natur reißt längst nicht jeden mit. Viele Menschen kämpfen gerade im Frühling mit Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Schlappheit – aber wieso?
Etwa ein Viertel aller Menschen ist von der sogenannten Frühjahrsmüdigkeit betroffen, die sich mit Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit und Schlafbeschwerden äußern kann.
Lesen Sie in diesem Artikel, woher die Frühjahrsmüdigkeit kommt, durch welche Beschwerden sie sich äußert und wie man sich gegen sie wehren kann.
Was ist Frühjahrsmüdigkeit?
Die Frühjahrsmüdigkeit gilt nicht offiziell als Krankheit – das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt!
Mediziner beobachten das Phänomen der Frühjahrsmüdigkeit bei vielen Menschen: Es zeigt, dass auch der menschliche Körper sich an äußere Umstände wie Lichteinstrahlung und Temperatur gewöhnen muss. Dieser Prozess ist mit Anstrengung verbunden und äußert sich durch Schlappheit, Kopfschmerzen und andere Erschöpfungsbeschwerden [1].
Wie lange dauert die Frühjahrsmüdigkeit an?
Im Schnitt dauert die Phase der Schlappheit um die zwei bis vier Wochen [2]. Sie verfliegt also relativ schnell und kann durch eine ausgewogene Ernährung, etwas mehr Bewegung und Geduld schnell überwunden werden.
Was sind Ursachen von Frühjahrsmüdigkeit?
Die konkreten Ursachen der Frühjahrsmüdigkeit sind wissenschaftlich noch nicht endgültig untersucht. Dennoch gibt es einige Vermutungen, weswegen unser Körper so auf den Wechsel der Jahreszeiten reagiert [2].
Steigende Temperaturen
Bei wärmeren Temperaturen dehnen sich die Gefäße des menschlichen Körpers aus. Die Folge: Der Blutdruck sinkt. Ein niedriger Blutdruck wirkt wiederum ermüdend und kann sogar Schwindelgefühle hervorrufen. Es kann einige Tage dauern, bis sich das gesamte Herz-Kreislauf-System an die neue Wetterlage gewöhnt hat [3].
Hormone
Im Frühling wechseln sich oft Frost, Regen und Sonnentage ab. Und nicht nur das Wetter spielt verrückt – sondern auch die Hormone. Die Jahreszeiten und besonders die damit verbundene Sonneneinstrahlung beeinflussen unsere Hormonproduktion – dabei sind vor allem das Schlafhormon Melatonin und das Glückshormon Serotonin wichtig. Das Zusammenspiel dieser beiden Hormone steuert unsere Stimmung und ob wir hellwach oder müde sind [4].
Melatonin wird aus gutem Grund Schlafhormon genannt: Es bestimmt den Schlaf-Wach-Zyklus und sorgt dafür, dass sich Schlafrhythmus und innere Uhr auf den Takt der Jahreszeiten einstellt [2,5].
Zudem ist Melatonin für die Regulation der Körpertemperatur verantwortlich, welche zur Winterzeit beim Menschen um ein paar Zehntel Grad sinkt [2,6].
Schlafhormon Melatonin macht uns müde
Melatonin lässt uns auch erst müde werden: Bestimmte Moleküle im Auge reagieren auf Dunkelheit und lösen daraufhin die stärkere Umwandlung von dem Glückshormon Serotonin in Melatonin aus [7]. Wenn der Frühling beginnt und die Tage länger werden, befindet sich unser Körper noch im Melatonin-lastigen Wintermodus und braucht etwas Zeit, um sich anzupassen und wieder mehr Serotonin zu produzieren. Hinzukommt das wechselhafte Wetter im Frühjahr, dass mit seinen verschiedenen Lichtverhältnissen durch Sonnenschein oder Regentage unseren Körper zusätzlich verwirrt.
Wussten Sie schon, dass der Mensch im Winter bis zu 20 bis 45 Minuten länger schläft?
Ernährung
Einige Ärzte vermuten, dass Menschen sich im Winter fetthaltiger und weniger ausgewogen ernähren. Dabei könnten dann Muntermacher wie Magnesium, Vitamin D und Zink zu kurz kommen. Nach dieser Theorie raubt uns die vitaminarme Diät im Laufe des Winters Kraft und Energie. Es kann sich deswegen gerade im Frühjahr lohnen, Ihre Versorgung mit einem Mineralstoff Test oder Vitamin D Test zu überprüfen [4].
Tipp: Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal mehr über Vitamin-D-Mangel, über den Mineralstoff Selen sowie über Magnesiummangel und Zinkmangel.
Essen wir im Winter zu viel?
Wer allerdings glaubt, dass sich Menschen ähnlich wie einige Tiere einen Winterspeck zum Schutz vor Kälte anfuttern müssten, der liegt falsch.
Eine finnische Gesundheitswissenschaftlerin fand heraus, dass Menschen im Winter nicht instinktiv mehr essen als im Sommer, mit einer kleinen Ausnahme: den Feiertagen. Der Verzehr von Speisen und Alkohol hat auch eine soziale Komponente, die gerade in den letzten Monaten des Jahres durch viele Feiertage zu Tage tritt. An diesen Tagen ernähren wir uns besonders unausgewogen und ungesund, weshalb bei manch einem auch ein paar Gramm an Gewicht nach der Weihnachtszeit dazu kommen können [8].
Wussten Sie schon, dass laut einer Umfrage aus dem Jahr 2014 etwa 79 Prozent der Befragten zur Weihnachtszeit nicht auf Kalorienzahlen achten [9]? Gepaart mit weniger Bewegung ist es daher gar nicht verwunderlich, dass Deutsche nach den Weihnachtstagen im Schnitt etwa 0,8 Kilogramm mehr wiegen [8].
Wer ist besonders von der Frühjahrsmüdigkeit betroffen?
Nicht jeder wird von der Frühjahrsmüdigkeit heimgesucht. Meist sind es Menschen, die ohnehin empfindlich auf das Wetter reagieren.
Ebenso haben viele Betroffene von Natur aus einen niedrigen Blutdruck und sind dadurch anfälliger.
Aus diesem Grund sind auch eher Frauen als Männer und eher ältere als jüngere Menschen betroffen.
Was hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit?
Kurzfristig können die üblichen kleinen Wachmacher ihren Zweck erfüllen und der Müdigkeit den Gar ausmachen. Kaffee oder ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft erweisen zum Beispiel gute Dienste .
Ernährung
Durch eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung beugen Sie der Frühjahrsmüdigkeit vor. Auch mehrere kleinere und leichtere Mahlzeiten über den Tag verteilt wirken Gewichtszunahme und Heißhungerattacken entgegen und bewahren den Verdauungstrakt vor schwerer und ermüdender Arbeit [1].
Für die Ernährung im Frühjahr bieten sich besonders Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und leicht verdauliche Proteine an. Manche Obstsorten wie Ananas, Äpfel oder Bananen enthalten sogar von Haus aus das Gute-Laune-Hormon Serotonin und können damit die Stimmung aufhellen.
Draußen bewegen
Nutzen Sie die Zeit draußen und versuchen Sie, sich so viel es geht an der frischen Luft und im Sonnenlicht aufzuhalten. Durch das Sonnenlicht wird die Serotoninbildung angeregt.
Außerdem: Je mehr Sie Ihrem Körper dem Licht und den Temperaturen aussetzen, desto schneller gewöhnt er sich an den Umschwung. Generell hilft jede Form von Bewegung, die Frühjahrsmüdigkeit schneller zu überkommen.
Wechselduschen
Eine zwischen warmem und kaltem Wasser wechselnde Dusche kann am Morgen Wunder gegen die Müdigkeit bewirken und den Kreislauf in Schwung bringen. Auch Saunabesuche können helfen.
Auf einen Blick: Frühjahrsmüdigkeit
Was ist Frühjahrsmüdigkeit?
Frühjahrsmüdigkeit ist die Reaktion des Körpers auf den Wetterumschwung, der zwischen Winter und Frühling stattfindet. Wärmere Temperaturen und längere Tage bringen den Rhythmus des Körpers durcheinander.
Was kann ich gegen Frühjahrsmüdigkeit tun?
Durch viel Bewegung, eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung und viel Zeit an der frischen Luft lässt sich die Frühjahrsmüdigkeit schnell überwinden.
Wie lange dauert die Frühjahrsmüdigkeit an?
Meistens beginnen die Müdigkeitserscheinungen mit den ersten warmen Tagen im Frühling. Glücklicherweise braucht unser Körper nicht lange, um sich an die neuen Umstände zu gewöhnen. Wenn man rechtzeitig reagiert, vergeht die Schlappheit nach zwei bis vier Wochen von ganz alleine.
Quellen
[1] Landesärztekammer Baden-Württemberg, “Ist Frühjahrsmüdigkeit eine Krankheit?,” 24-Oct-2002. [Online]. Available: https://www.aerztekammer-bw.de/20buerger/30patientenratgeber/a_f/fruehjahrsmuedigkeit.html. [Accessed: 13-Nov-2019].
[2] V. B. Wagner, “Jahreszeiten: Der verkappte Winterschlaf,” ZEIT ONLINE. [Online]. Available: https://www.zeit.de/gesundheit/gesundheitsfragen-2007/fruehjahrsmuedigkeit. [Accessed: 13-Nov-2019].
[3] “Frühjahrsmüdigkeit & Frühjahrsdepression: Symptome, Unterschiede & Auswege.” [Online]. Available: https://www.oberbergkliniken.de/blog/detail/view/fruehjahrsmuedigkeit-fruehjahrsdepression-symptome-unterschiede-auswege/. [Accessed: 14-Nov-2019].
[4] K. Kölsch, “Gesundheitstipp/Frühjahrsmüdigkeit,” Landesärztekammer Hessen. [Online]. Available: https://www.laekh.de/buerger-patienten/buerger-patienten-gesundheitstipps/1531-gesundheitstipp-fruehjahrsmuedigkeit. [Accessed: 13-Nov-2019].
[5] R. Hardeland, S. R. Pandi-Perumal, and D. P. Cardinali, “Melatonin,” Int. J. Biochem. Cell Biol., vol. 38, no. 3, pp. 313–316, Mar. 2006.
[6] A. T. Slominski, R. Hardeland, M. A. Zmijewski, R. M. Slominski, R. J. Reiter, and R. Paus, “Melatonin: A Cutaneous Perspective on its Production, Metabolism, and Functions,” J. Invest. Dermatol., vol. 138, no. 3, pp. 490–499, Mar. 2018.
[7] K. Peuhkuri, N. Sihvola, and R. Korpela, “Dietary factors and fluctuating levels of melatonin,” Food Nutr. Res., vol. 56, Jul. 2012.
[8] “Winterspeck: Die Wahrheit über den Speck,” geo. [Online]. Available: https://www.geo.de/magazine/geo-wissen-ernaehrung/17317-rtkl-gesundheit-die-wahrheit-ueber-den-winterspeck. [Accessed: 13-Nov-2019].
[9] “Zutreffende Aussagen zu Weihnachtsessen und Süßigkeiten in Deutschland 2014,” Statista. [Online]. Available: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/376471/umfrage/umfrage-in-deutschland-zu-aussagen-ueber-weihnachtsessen-und-suessigkeiten/. [Accessed: 13-Nov-2019].