Trockene Augen, das klingt erst einmal harmlos – doch tatsächlich berichten viele Betroffene, dass trockene Augen Ihre Lebensqualität schmälern. Das Sicca-Syndrom kann die Sehkraft stören und die Produktivität und das Wohlbefinden deutlich senken, das haben auch Studien gezeigt [1].
Doch in vielen Fällen können Sie schnell etwas gegen dieses sogenannte Sicca-Syndrom tun. Oft helfen Augentropfen oder andere Kniffe im Alltag. Wenn nicht, gilt es nach Ursachen zu suchen und sie zu beheben, denn in einigen Fällen können andere Krankheiten hinter den trockenen Augen stecken.
Trockene Augen im Überblick
- Augen können trocken sein, weil Tränenflüssigkeit zu langsam produziert wird oder zu schnell verdunstet.
- Ursachen für trockene Augen liegen oft in der Umgebung: zum Beispiel Kontaktlinsen, langes Arbeiten am Bildschirm, Heizungsluft oder sehr trockenes, kaltes oder windiges Wetter.
- Krankheiten wie Allergien oder eine rheumatoide Arthritis können trockene Augen verursachen. Auch ein Vitamin-A-Mangel kann dahinterstecken.
- Mögliche Symptome sind juckende, brennende und gerötete Augen, Fremdkörpergefühl, verschwommenes Sehen und Lichtempfindlichkeit.
- Zur Behandlung werden typischerweise Augentropfen eingesetzt, meist in Form von künstlichen Tränen. Sie ersetzen die fehlende Tränenflüssigkeit und befeuchten die Augen wieder.
- Im Alltag hilft es vielen Betroffenen, die Wohnräume feuchter zu halten und regelmässig vom Bildschirm aufzublicken und zu blinzeln.
Was sind trockene Augen?
Wenn sich zu wenig Tränenflüssigkeit in den Augen befindet, werden sie trocken – dann kommt es zu den typischen Beschwerden. Fachleute sprechen auch vom Sicca-Syndrom. Trockene Augen sind in der Regel harmlos und können gut behandelt werden. In seltenen Fällen steckt aber eine ernste Krankheit dahinter. Und wenn Sie nichts dagegen unternehmen, können Ihre Augen auf Dauer Schäden davontragen.
Trockene Augen kommen recht häufig vor. Studien zufolge ist bei über 50-Jährigen eine von sieben Personen betroffen. Dass Menschen immer mehr Zeit vor Bildschirmen verbringen, trägt vermutlich auch dazu bei, dass immer mehr Menschen unter dem Sicca-Syndrom leiden [2].
Es gibt zwei Gründe dafür, dass die Augen austrocknen:
- Die Augen produzieren zu wenig Tränenflüssigkeit. Dazu kann es kommen, wenn die Tränendrüsen entzündet sind.
- Die Tränen verdunsten zu schnell und das Auge kommt nicht hinterher, neue zu bilden.
Hinter beidem können verschiedene Ursachen stecken, über die Sie im folgenden Abschnitt mehr erfahren [2].
Wie wirken sich Smartphone und Tablet auf die Augen aus? Erwachsene und auch Kinder verbringen immer mehr Zeit vor den Bildschirmen von Smartphones und Tablets. Forschende untersuchen seit einigen Jahren, wie sich das auf die Augen auswirkt. Gerade junge Erwachsene litten in einigen Studien häufiger unter verschwommenem Sehen und müden Augen, wenn sie mehr am Handy hingen. Und auch für trockene Augen zeigten Studien: Je mehr Zeit am Smartphone, desto höher das Risiko [3].
Ursachen von trockenen Augen
Die Ursachen von trockenen Augen reichen von Heizungsluft und zu langem Arbeiten am Bildschirm bis hin zu Krankheiten. Das ist aber kein Grund zur Sorge: Meistens reagieren die Augen auf die Umgebung – und die lässt sich anpassen. Bei vielen Betroffenen tritt das Sicca-Syndrom saisonal auf, zum Beispiel nur im Herbst und Winter, wenn die Heizungen laufen.
Umweltfaktoren
Folgende Faktoren in Ihrer Umgebung können dazu beitragen, dass Ihre Augen trocken werden [4]:
- Kontaktlinsen
- Lange ohne Pausen auf Bildschirme schauen
- Trockene Luft durch Klimaanlage oder Heizung
- Sehr windiges, kaltes, trockenes oder staubiges Wetter
- Alkohol und Zigaretten
- Vitamin-A-Mangel
Krankheiten
Möglich ist aber auch, dass Krankheiten hinter den trockenen Augen stecken. Autoimmunerkrankungen wie Lupus zum Beispiel können dafür sorgen, dass sich die Augenlider ständig entzünden.
Hier sind einige Krankheiten, die zu trockenen Augen führen können [4]:
- Allergien, zum Beispiel Pollenallergie oder Hausstauballergie
- Blepharitis, eine Entzündung des Augenlids
- Rheumatoide Arthritis
- Lupus
In anderen Fällen führt eine Operation – zum Beispiel wegen grauem Star – zu trockenen Augen.
Wenn Sie unter trockenen Augen leiden und keine klare Ursache im Alltag dafür finden können oder Augentropfen und andere Massnahmen nicht helfen, lassen Sie sich am besten ärztlich untersuchen.
Vitaminmangel und trockene Augen
Ein Vitamin-A-Mangel kann ebenfalls zu trockenen Augen und anderen Augenproblemen führen – im schlimmsten Fall sogar zum Erblinden. Dazu kommt es vor allem, wenn ein deutlicher Vitamin-A-Mangel über längere Zeit besteht. In Europa ist ein solcher Mangel relativ selten.
Dahinter stecken dann oft andere Erkrankungen, die dazu führen, dass der Körper Vitamin A nicht richtig aufnehmen kann oder dass er es zu schnell verbraucht. Beispiele dafür sind entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Leberkrankheiten, Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenüberfuntion. Wenn solche Krankheiten richtig behandelt werden und Betroffene auf ihre Ernährung achten, lässt sich ein Vitamin-A-Mangel in der Regel vorbeugen oder beheben.
Darmflora und trockene Augen
Die Darmflora, also das Zusammenspiel von Billionen von Mikroorganismen im Darm, beeinflusst zahlreiche Bereiche des Körpers. Augen und Darm, so vermuten Forschende, sind möglicherweise ebenfalls über bestimmte Mechanismen miteinander verbunden. Es gibt bereits Studien, die darauf hinweisen, dass eine Dysbiose im Darm, also ein Ungleichgewicht in der Darmflora, auch mit trockenen Augen zusammenhängen könnte [2].
Symptome von trockenen Augen
Beim Sicca-Syndrom fühlen sich die Augen nicht unbedingt „trocken“ an. In manchen Fällen fliessen sogar relativ viele Tränen aus dem Auge – im Auge selbst kann es aber trotzdem trocken sein.
Typische Symptome sind [5]:
- Juckende, brennende und gerötete Augen
- Müdigkeitsgefühl in den Augen
- Fremdkörpergefühl
- Verschwommenes Sehen
- Lichtempfindlichkeit
Wenn die Augen über lange Zeit hinweg sehr trocken sind, kann das auch zu Problemen wie Narbenbildung, Geschwüren und bleibenden Sehstörungen führen.
Trockene Augen behandeln
Wenn eine klare Ursache hinter den trockenen Augen steckt, reicht es oft schon, die Ursache zu beseitigen. Gegen eine zu trockene Luft im Raum wirken beispielsweise regelmässiges Stosslüften oder ein Luftbefeuchter. In der Zwischenzeit kann es sich lohnen, die Beschwerden mit Augentropfen zu lindern.
In manchen Fällen ist es aber nicht ganz so leicht. In den folgenden Abschnitten stellen wir Ihnen die üblichen Massnahmen gegen trockene Augen vor: Massnahmen im Alltag, Augentropfen und andere Medikamente sowie Omega-3-Fettsäuren [6].
Massnahmen im Alltag
Diese Massnahmen können dabei helfen, trockenen Augen vorzubeugen:
Luftfeuchtigkeit erhöhen: Ein trockenes Raumklima führt zu trockenen Augen. Sie können die Luftfeuchtigkeit erhöhen, indem Sie regelmässig lüften. Wenn das nicht ausreicht, probieren Sie es mit einem Luftbefeuchter. Sind Sie sich nicht sicher, ob es in Ihrem Zimmer zu trocken ist, können Sie sich auch ein Hydrometer besorgen. Damit messen Sie die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen.
Angestrengte Augen entspannen: Wenn Sie viel am Computer arbeiten, achten Sie bewusst darauf, regelmässig zu blinzeln und aus dem Fenster zu schauen. So entspannen Sie die Augen und vermeiden, für lange Zeit am Stück auf den Bildschirm zu starren, was für die Augen belastend sein kann.
Vor der Witterung schützen: Wenn Sie zu trockenen Augen neigen, können Sie sich auch bewusst vor äusseren Einflüssen wie Wind, Staub, Pollen und Kälte schützen. An einem stürmischen Tag am Meer können Sie beispielsweise darauf achten, sich möglichst in windgeschützten Bereichen aufzuhalten. Auch Hüte und Sonnenbrillen sind je nach Witterung sinnvoll.
Nicht ins Auge fassen: Die Augen reiben, weil es juckt oder brennt – das führt nur zu noch mehr Reizung und Trockenheit. Versuchen Sie, andere Gewohnheiten zu schaffen, wenn die Augen brennen: Reissen Sie zum Beispiel kurz die Fenster auf oder blinzeln Sie mehrmals hintereinander.
Augentropfen und Medikamente
Eine typische Behandlung für trockene Augen sind künstliche Tränen. Diese Augentropfen ahmen die Tränenflüssigkeit im Auge nach und helfen so, die Augen wieder zu befeuchten. Bei vielen Betroffenen bringen künstliche Tränen eine schnelle Linderung der Beschwerden. Künstliche Tränen haben keine bekannten Nebenwirkungen, Sie können sie auch langfristig nutzen.
Es gibt auch andere Arten von Augentropfen und Medikamenten, die zum Beispiel zum Einsatz kommen, wenn künstliche Tränen oder Massnahmen im Alltag keine Wirkung zeigen. An neuen Behandlungen wird weiter geforscht, zum Beispiel an Wirkstoffen, die Entzündungen hemmen oder die dem Auge helfen, wieder mehr Tränen zu bilden [7],[9].
Wenn Sie Augentropfen ausprobieren möchten, lassen Sie sich in einer Apotheke oder einer Augenarztpraxis beraten.
Helfen Omega-3-Fettsäuren gegen trockene Augen?
Als mögliche Helfer gegen trockene Augen werden seit einiger Zeit auch Omega-3-Fettsäuren gehandelt.
Studien dazu kamen bislang zu unterschiedlichen Ergebnissen. In einigen Untersuchungen konnten Omega-3-Supplemente die Beschwerden von Betroffenen lindern. In anderen wirkten sie nicht besser als Placebos [8]. Es werden auch bereits Augentropfen mit Omega-3 verschrieben, die im Auge antientzündlich wirken sollen [9].
Noch einmal anders sieht es aus, wenn bestimmte Vorerkrankungen vorliegen. Forschung zu anderen Augenerkrankungen, wie Makuladegeneration und diabetischer Retinopathie, zeigen, dass ausreichend Omega-3-Fettsäuren die Augen schützen könnten. Das liegt daran, dass ein höherer Anteil von Omega-3-Fettsäuren im Körper antientzündlich wirken und die Blutgefässe erweitern kann. Omega-3 spielt also womöglich eine besondere Rolle, wenn die trockenen Augen mit Störungen der Blutgefässe zu tun haben [10].
Quellen
[1] L. G. W. O.D und E. K. AKPEK, „The negative effects of dry eye disease on quality of life and visual function“, Turk J Med Sci, Bd. 50, Nr. 7, S. 1611–1615, Nov. 2020, doi: 10.3906/sag-2002-143.
[2] R. Huang, C. Su, L. Fang, J. Lu, J. Chen, und Y. Ding, „Dry eye syndrome: comprehensive etiologies and recent clinical trials“, Int Ophthalmol, Bd. 42, Nr. 10, S. 3253–3272, 2022, doi: 10.1007/s10792-022-02320-7.
[3] S. Jaiswal, L. Asper, J. Long, A. Lee, K. Harrison, und B. Golebiowski, „Ocular and visual discomfort associated with smartphones, tablets and computers: what we do and do not know“, Clinical and Experimental Optometry, Bd. 102, Nr. 5, S. 463–477, 2019, doi: 10.1111/cxo.12851.
[4] „What Is Dry Eye? Symptoms, Causes and Treatment“, American Academy of Ophthalmology. Zugegriffen: 26. Oktober 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://www.aao.org/eye-health/diseases/what-is-dry-eye
[5] K. Tsubota u. a., „Defining Dry Eye from a Clinical Perspective“, Int J Mol Sci, Bd. 21, Nr. 23, S. 9271, Dez. 2020, doi: 10.3390/ijms21239271.
[6] „Dry Eye | National Eye Institute“. Zugegriffen: 8. November 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://www.nei.nih.gov/learn-about-eye-health/eye-conditions-and-diseases/dry-eye
[7] E. C. O’Neil, M. Henderson, M. Massaro-Giordano, und V. Y. Bunya, „Advances in Dry Eye Disease Treatment“, Curr Opin Ophthalmol, Bd. 30, Nr. 3, S. 166–178, Mai 2019, doi: 10.1097/ICU.0000000000000569.
[8] J. Ton und C. Korownyk, „Omega-3 supplements for dry eye“, Can Fam Physician, Bd. 64, Nr. 11, S. 826, Nov. 2018.
[9] H. B. Mohamed, B. N. Abd El-Hamid, D. Fathalla, und E. A. Fouad, „Current trends in pharmaceutical treatment of dry eye disease: A review“, European Journal of Pharmaceutical Sciences, Bd. 175, S. 106206, Aug. 2022, doi: 10.1016/j.ejps.2022.106206.
[10] Y. Gong, Z. Fu, R. Liegl, J. Chen, A. Hellström, und L. E. Smith, „ω-3 and ω-6 long-chain PUFAs and their enzymatic metabolites in neovascular eye diseases“, Am J Clin Nutr, Bd. 106, Nr. 1, S. 16–26, Juli 2017, doi: 10.3945/ajcn.117.153825.