Anhaltende Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Energiemangel – fast jeder Mensch fühlt sich mal erschöpft. In den meisten Fällen ist das ganz normal und lässt sich mit einer kleinen Erholungspause beheben. Doch wenn die Erschöpfung zum Dauerzustand wird und auch Rasten nicht mehr hilft, drohen Burnout und Folgen für die Gesundheit.
Auf einen Blick: Erschöpfung
Erschöpft zu sein ist in erster Linie weder bedenklich noch gesundheitsschädlich.
Wenn die Erschöpfung langfristig anhält und auch bewusste Erholungs- oder Ruhepausen Ihnen keine Besserung verschaffen, sollten Sie beginnen, nach der Ursache zu suchen.
Erschöpfung kann ein erstes Anzeichen für ernstzunehmende Krankheiten wie das chronische Fatigue-Syndrom oder Erkrankungen der Schilddrüse sein. Häufig sorgt auch ein Nährstoffmangel dafür, dass Menschen dauerhaft erschöpft sind.
Wer langfristig akutem Stress ausgesetzt ist und sich ständig erschöpft fühlt, könnte an einem Burnout leiden.
Symptome von Erschöpfung
Mit dem Gefühl von Erschöpfung zeigt der Körper Ihnen, dass die Energiereserven aufgebraucht sind und er etwas Ruhe und Entspannung braucht. Den meisten Menschen reichen schon eine kurze Erholungspause oder einige Stunden Schlaf aus, um dem Körper wieder auf Touren zu bringen. Bei anderen hält die Erschöpfung aber auch nach Erholungspausen und genügend Schlaf weiter an.
Wie genau sich Erschöpfung äussert, ist von Person zu Person unterschiedlich. Zu den häufigsten Symptomen gehören [1]:
- Chronische Müdigkeit
- Energiemangel
- Schwäche
- Kopfschmerzen
- Infektanfälligkeit
- Verdauungsprobleme
- Konzentrationsprobleme
- Schlafstörungen
- Schwindel
Ursachen von Erschöpfung
Besonders wenn Erschöpfung lange anhält und auch durch gezielte Erholungs- und Ruhepausen weiterhin besteht, sollten Sie der Ursache auf den Grund gehen.
Langanhaltenden Erschöpfung kann erste Anzeichen für psychische und physische Krankheiten liefern und sollte daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden [2].
Erschöpfung durch Nährstoffmangel
Häufig ist andauernde Erschöpfung ein erstes Warnsignal des Körpers für einen Nährstoffmangel. Einseitige Ernährung oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen sorgen in vielen Fällen dafür, dass der Körper nicht ausreichend Nährstoffe aufnimmt. Typisch sind ein Mangel an Eisen, Folsäure, Vitamin B12 oder Vitamin D [3].
Besonders ein Mangel an Vitamin D sorgt bei vielen für Erschöpfung. Grund dafür: Vitamin D steigert das Energieniveau und sorgt dafür, dass wir uns aktiv fühlen. Verschieden Studien haben gezeigt, dass Menschen mit geringen Vitamin-D-Werten dazu neigen, schneller erschöpft zu sein [4].
Erschöpfung durch Erkrankungen der Schilddrüse
Wenn mit unserer Schilddrüse etwas nicht stimmt, merken wir das in der Regel recht schnell. Das kleine Organ in unserem Hals übernimmt eine Reihe wichtiger Funktionen im Körper und reguliert unter anderem Blutdruck, Herz- und Kreislauf sowie Stoffwechsel. Sowohl eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose ) als auch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) können dafür sorgen, dass wir dauerhaft erschöpft sind [5] [6].
Erschöpfung durch Schlafapnoe
Hierbei handelt es sich um Atemstörungen, die nachts auftreten. Im Schlaf kommt es zu kurzen oder langanhaltenden Atemaussetzern und Verengungen des Rachenraums. Langfristige Schlafapnoe sorgen bei Betroffenen häufig für Erschöpfungszustände und können chronische Erschöpfung verursachen [7].
Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS)
Wie der Name schon sagt, sorgt die Krankheit für einen chronischen Erschöpfungszustand. Personen, die am chronischen Fatigue-Syndrom (auch Myalgische Enzephalomyelitis, kurz ME/CFS) leiden, sind schon von geringsten Anstrengungen stark und langanhaltend erschöpft. Die Erkrankung sorgt dafür, dass Betroffene ihrem gewohnten Alltag nicht mehr nachgehen können. ME/CFS tritt oft nach Infektionskrankheiten auf – einige Wissenschaftler*innen vermuten, dass es auch eine Folge von COVID-19 sein kann [8] [9].
Schon gewusst? Auch bei ME/CFS vermuten Forscher*innen einen Zusammenhang mit Vitamin D. In Studien wurden niedrige Werten bei den Betroffenen gemessen. Nach der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten besserten sich die Beschwerden fast aller Betroffenen [10].
Erschöpfung bei Krebspatient*innen
Mehrere Faktoren können bei Krebspatient*innen zu anhaltender Erschöpfung führen. Während die Krankheit selbst den Körper schwächt, entziehen auch Chemo- oder Strahlentherapien den Betroffenen viel Energie [11].
Burnout: Die Erschöpfungsdepression
Auch die Anfänge einiger psychischer Krankheiten können sich in Phasen der Erschöpfung äussern. Durch dauerhafter Alltagsstress, aber auch in Zeiten von Trauer oder Verlust fühlen sich viele Menschen erschöpft.
Unter einem Burnout versteht man einen tiefen, andauernden Erschöpfungszustand. Zu den häufigsten Auslösern gehören anhaltende Überforderung und Mehrfach- oder Überbelastung im Beruf, oder Privatleben.
Auch andere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können für Erschöpfung sorgen [12].
Diagnose von Erschöpfung
In einem ersten Gespräch stellen Ärzt*innen Fragen, die das alltägliche Leben der Patient*innen betreffen. Ärtz*innen versuchen so herauszufinden, ob zum Beispiel viel Stress besteht oder Vorerkrankungen der Grund der Erschöpfung sein könnten. Auch Fragen zum Essverhalten sind keine Seltenheit, da eine einseitige Ernährung häufig für einen Nährstoffmangel sorgt. Häufig folgen Bluttests mit denen die Nährstoffe und Hormone überprüft werden.
Behandlung von Erschöpfung
Therapie und Empfehlungen hängen davon ab, was der Auslöser der andauernden Erschöpfung ist.
Stress: Steckt akuter Stress dahinter, sollten Sie im ersten Schritt versuchen, diesen Stress und zu grosse körperliche und seelische Anstrengungen zu vermeiden. Ausserdem ist es wichtig, sich zu schonen und ausreichend Ruhe zu geben.
Mangelerscheinungen: Im Falle eines Nährstoffmangels können passende Präparate eingenommen werden. Besonders eine ausgewogene Ernährung hilft dabei, dem Körper alles zu liefern, was er braucht.
Burnout: Leiden Betroffene unter einem Burnout, auch Erschöpfungsdepression genannt, hilft häufig eine Verhaltenstherapie. Gemeinsam mit Expert*innen lernen Menschen, besser mit Stress umzugehen. Mehr zum Informationen zum Thema Burnout erhalten Sie in unserem Gesundheitsportal.
ME/CFS: Bisher gibt es bei der Behandlung des chronischen Fatigue-Syndroms keine einheitliche Vorgehensweise. Die Therapie soll in erster Linie dabei helfen, Beschwerden wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen oder Depressionen zu lindern, die infolge von ME/CFS auftreten [13].
Keine klare Ursache: Verbirgt sich hinter Ihrer Erschöpfung keine schwerwiegende Krankheit, gibt es ein paar einfache Tipps, die dabei helfen können Erschöpfung loszuwerden.
- Bewegung an der frischen Luft
- Gesundes Essen
- Ausreichend Trinken
- Genügend Schlaf
- Bewusste Pausen
Quellen
[1] W. E. Contributors, „Signs of Exhaustion“, WebMD. https://www.webmd.com/a-to-z-guides/signs-exhaustion (zugegriffen 7. September 2022).
[2] „Fatigue Causes“, Mayo Clinic. https://www.mayoclinic.org/symptoms/fatigue/basics/definition/sym-20050894 (zugegriffen 9. September 2022).
[3] A.-L. Tardy, E. Pouteau, D. Marquez, C. Yilmaz, und A. Scholey, „Vitamins and Minerals for Energy, Fatigue and Cognition: A Narrative Review of the Biochemical and Clinical Evidence“, Nutrients, Bd. 12, Nr. 1, S. 228, Jan. 2020, doi: 10.3390/nu12010228.
[4] OmegaQuant, „Can Low Vitamin D Cause Fatigue?“, OmegaQuant, 18. November 2021. https://omegaquant.com/can-low-vitamin-d-cause-fatigue/ (zugegriffen 8. September 2022).
[5] S. Fischer u. a., „Thyroid Functioning and Fatigue in Women With Functional Somatic Syndromes – Role of Early Life Adversity“, Front. Physiol., Bd. 9, S. 564, Mai 2018, doi: 10.3389/fphys.2018.00564.
[6] „Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/schilddruesenunterfunktion-hypothyreose.html (zugegriffen 9. September 2022).
[7] W. Chotinaiwattarakul, L. M. O’Brien, L. Fan, und R. D. Chervin, „Fatigue, Tiredness, and Lack of Energy Improve with Treatment for OSA“, J. Clin. Sleep Med. JCSM Off. Publ. Am. Acad. Sleep Med., Bd. 5, Nr. 3, S. 222–227, Juni 2009.
[8] „Was ist ME/CFS? — Deutsche Gesellschaft für ME/CFS“. https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/ (zugegriffen 9. September 2022).
[9] C.-U. Berlin, „Pressemitteilung“. https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/sars_cov_2_kann_das_chronische_fatigue_syndrom_ausloesen/ (zugegriffen 9. September 2022).
[10] S. Roy, A. Sherman, M. J. Monari-Sparks, O. Schweiker, und K. Hunter, „Correction of Low Vitamin D Improves Fatigue: Effect of Correction of Low Vitamin D in Fatigue Study (EViDiF Study)“, North Am. J. Med. Sci., Bd. 6, Nr. 8, S. 396–402, Aug. 2014, doi: 10.4103/1947-2714.139291.
[11] „Cancer Fatigue: What It Is, Causes, Symptoms & Treatment“, Cleveland Clinic. https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/5230-cancer-fatigue (zugegriffen 9. September 2022).
[12] „Was ist ein Burnout-Syndrom?“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/was-ist-ein-burnout-syndrom.html (zugegriffen 9. September 2022).
[13] P. L. Toogood, D. J. Clauw, S. Phadke, und D. Hoffman, „Myalgic encephalomyelitis/chronic fatigue syndrome (ME/CFS): Where will the drugs come from?“, Pharmacol. Res., Bd. 165, S. 105465, März 2021, doi: 10.1016/j.phrs.2021.105465.