Alles scheint sich zu drehen, man verliert die Orientierung im Raum und bricht plötzlich in Schweiß aus – Schwindel gilt als eines der häufigsten Krankheitssymptome in Deutschland.
Auf einen Blick: Schwindel
Schwindel gilt als eines der häufigsten Krankheitssymptome und kann viele Ursachen haben.
Der Grund für Schwindel: Sobald eines unserer Sinnesorgane Informationen ans Gehirn weiterleitet, die nicht mit der äußeren Wahrnehmung übereinstimmen, wird uns schwindelig.
Es gibt eine Reihe verschiedener Schwindelarten, zu den häufigsten zählen gutartiger Lagerungsschwindel, Drehschwindel oder Schwankschwindel.
Hinter Schwindel können ernsthafte Krankheiten stecken. Deshalb ist es wichtig, bei anhaltendem Schwindel mit Ärzt*innen zu sprechen und sich eine Diagnose einzuholen.
Was ist Schwindel?
Schwindel, in der Fachsprache auch Vertigo genannt, ist eine Störung des Gleichgewichtssinns. Betroffene haben das Gefühl, nicht mehr fest und sicher im Raum zu stehen und verlieren häufig auch die Orientierung, da alles zu schwanken und sich zu drehen scheint. Im Zusammenhang mit Schwindel treten häufig weitere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Schwarzwerden vor den Augen auf [1].
Aber was genau passiert in unserem Körper, kurz bevor uns schwindlig wird? Kurz gesagt kommt es zu Schwindel, wenn die Sinnesorgane unterschiedliche Informationen an das Gehirn senden – dann widersprechen sich zum Beispiel die Signale von Seh-, Tast- und Gleichgewichtssinn. Besonders häufig passiert das bei Autofahrten, im Flugzeug oder auf Schiffen [2].
Welche Ursachen hinter Schwindel stecken
Schwindel ist ein Symptom, das im Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen auftritt.
Häufig kann allein eine schnelle Bewegung des Kopfes für Schwindel sorgen. Vielleicht kennen Sie das Gefühl, wenn Sie Sich zu schnell aus dem Liegen aufrichten oder erheben und Ihnen dann schwindelig wird. Grund für diesen Schwindel: Wenn wir zu schnell aufrichten, sinkt unser Blutdruck kurz ab. In dieser Zeit kann es passieren, dass unser Gehirn wegen dem niedrigem Blutdruck nicht mit ausreichend Blut versorgt wird. Unser Körper will dann nachhelfen und erhöht den Blutdruck. Dieser schnelle Anstieg sorgt häufig für Schwindel.
Gutartiger Lagerungsschwindel
Diese Schwindelform betrifft meistens ältere Menschen. Auslöser von Lagerungsschwindel-Anfällen sind sogenannte Otokonien. Otokonien sind extrem kleine Kristalle, die hauptsächlich aus Kalzit bestehen. Diese Fremdköper reizen bestimmte Zellen im Gleichgewichtsorgan im Ohr und sorgen dafür, dass Informationen an das Gehirn weitergeleitet werden, die nicht mit denen der Sinnesorgane übereinstimmen. Neben Schwindel kommt es häufig zu Schweissausbrüchen, Übelkeit und Erbrechen sowie Angstgefühlen [3].
Um die Otokonien loszuwerden, nehmen Betroffene mehrmals hintereinander bestimmte Positionen ein, die auch Lagerungsmanöver genannt werden. Dadurch werden die Ohrensteine gelöst und aus dem Ohr transportiert.
Die gute Nachricht: In den allermeisten Fällen ist Lagerungsschwindel kein dauerhaftes Problem und verschwindet innerhalb weniger Wochen oder Monate wieder [4] [5].
Drehschwindel
Man unterscheidet den horizontalen und den vertikalen Drehschwindel. Betroffene vergleichen den horizontalen Drehschwindel häufig mit dem Gefühl einer Karussellfahrt. Beim vertikalen Drehschwindelt entsteht das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen, oder in einem Lift nach oben zu fahren. Beide Formen treten als Schwindelanfälle auf, die von wenigen Sekunden bis zu Stunden oder Tage anhalten können.
Gründe für den Drehschwindel können neben Störungen des Gleichgewichtsorgans auch starke Verspannungen im Bereich der oberen Halswirbelsäule sein. Auch ernstzunehmende Krankheiten können hinter den Schwindelattacken stecken [6].
Morbus Menière
Bei Morbus Menière produziert das Innenohr zu wenig Flüssigkeit. Dadurch entsteht ein Überdruck, der dazu führen kann, dass die Membranen, die verschiedene Flüssigkeiten im Ohr voneinander trennen, einreissen. Dieser Vorgang kann dazu führen, dass Informationen ans Gehirn weitergeleitet werden, die nicht mit dem übereinstimmen, was unsere anderen Sinne wahrnehmen. Schwindel ist die Folge. Häufig kommt es gleichzeitig zu Schwerhörigkeiten, Tinnitus oder Druckgefühl auf dem betreffenden Ohr. Mithilfe von Medikamenten können die Beschwerden in den akuten Krankheitsphasen gelindert werden.
Die genaue Ursache der Krankheit ist bis heute nicht bekannt. Expert*innen vermuten, dass entzündliche Prozesse die Entstehung der Krankheit begünstigen [7] [8].
Gut zu wissen: Oft ist Morbus Meniere schwer von der vestibulären Migräne zu unterscheiden. Denn der starke Schwindel tritt oft zusammen mit typischen Migräne-Beschwerden wie Licht- und Lärmempfindlichkeit auf.
Akute Vestibulopathie
Auch bei einer akuten Vestibulopathie kommt es zu Drehschwindel. Grund hierfür ist der Ausfall eines Gleichgewichtsorgans im Ohr. Bisher ist auch hier keine konkrete Ursache bekannt. Als Hauptrisikofaktor gilt aber Stress [9].
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Schwankschwindel
Diese Schwindelform macht sich dadurch bemerkbar, dass Betroffene plötzlich unsicher stehen oder gehen. Zusätzlich verspüren sie Benommenheit und das ausgeprägte Gefühl, zu fallen, vergleichbar mit dem Gefühl, auf einem schwankenden Boot zu stehen.
Mediziner*innen vermuten, dass muskuläre Verspannungen zu den Auslösern gehören [10].
Der phobische Schwankschwindel ist psychosomatisch bedingt und häufig ein Symptom von Grunderkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen [11].
Ausserdem können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Durchblutungsstörungen wie bei einem Schlaganfall, Unterzuckerung oder Schäden an den Nerven Schwindel auslösen [12].
Diagnose von Schwindel
Regelmässig auftretender Schwindel kann den Alltag von Betroffenen stark einschränken und belasten. Da hinter Schwindel ernstzunehmende Erkrankungen wie Tumore oder Schlaganfälle stecken können, ist es wichtig, sich frühzeitig an Ärzt*innen zu wenden und gemeinsam die Ursache des Schwindels zu finden.
Im ersten Schritt stellen Ärzt*innen gezielt Fragen, die dabei helfen, herauszufinden, welche Art von Schwindel vorliegt. Besonders wichtig [13]:
- Wie empfinden Betroffene den Schwindel? (Lagerungs-. Dreh-, oder Schwankschwindel)
- Wie lange dauert der Schwindel an?
- Tritt der Schwindel in bestimmten Situationen auf?
Im Anschluss an die ausführliche Anamnese folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung. Besonders Augen, Ohren, der Bereich der Halswirbelsäule und der Blutdruck werden untersucht [14].
Behandlung
Je nachdem, welche Art von Schwindel vorliegt, erfolgt eine passende Behandlung.
Medikamentöse Behandlung
Spezielle Medikamente, sogenannte Antivertiginosa, können besonders bei starkem oder akutem Schwindel helfen. Wer Antivertiginosa einnimmt, sollte aber wissen, dass sie nur das Symptom Schwindel und keine Krankheiten behandeln. Um Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen zu lindern, gibt es ebenfalls wirksame Mittel [15].
Körperliche Bewegung
Durch gezielte körperliche Bewegung kann Schwindel oftmals sehr gut behandelt werden. Physiotherapie gilt als wirksame Anwendung, um Gleichgewichtsreaktionen zu verbessern. Bei Menschen mit gutartigem Lagerungsschwindel wird häufig ein Lagerungstraining angewendet, um die Ablagerungen im Gleichgewichtsorgan zu lösen. Dabei werden Betroffene regelmässig in versschiede Positionen gelagert [16].
Psychotherapie
In Fällen von psychosomatisch bedingtem Schwindel kann Psychotherapie dabei helfen, den Schwindel zu bekämpfen. Psychotherapeutische Massnahmen wie Verhaltenstherapie haben sich bisher als erfolgreich erwiesen. In schweren Fällen kann auch hier eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein [17],[18].
Was Sie selbst tun können
In den allermeisten Fällen hält Schwindel nur kurz an und verschwindet nach einiger Zeit wieder von ganz alleine, Trotzdem gibt es paar Dinge, die Sie beachten können, um Schwindel loszuwerden oder ihm sogar vorzubeugen [19] [20]:
- Wenn Schwindel auftritt, sollten Sie mit dem, was Sie gerade tun, aufhören. Legen Sie sich flach hin, bis der Schwindel aufhört.
- Vermeiden Sie, so gut es geht, schnelle und ruckartige Bewegungen, falls Sie zu Schwindel neigen.
- Nehmen Sie genügend Flüssigkeit zu sich, am besten in Form von Wasser oder ungesüsstem Tee.
- Verzichten Sie bei Schwindel auf Kaffee, Tabak und Alkohol.
- Um sich selbst und andere zu schützen, sollten Sie nicht am Strassenverkehr teilnehmen, solange Ihnen schwindlig ist.
Auf einen Blick: Schwindel
Schwindel gilt als eines der häufigsten Krankheitssymptome und kann viele Ursachen haben. Der Grund für Schwindel: Sobald eines unserer Sinnesorgane Informationen ans Gehirn weiterleitet, die nicht mit der äusseren Wahrnehmung übereinstimmen, wird uns schwindelig.
Es gibt eine Reihe verschiedener Schwindelarten, zu den häufigsten zählen gutartiger Lagerungsschwindel, Drehschwindel oder Schwankschwindel.
Hinter Schwindel können ernsthafte Krankheiten stecken. Deshalb ist es wichtig, bei anhaltendem Schwindel mit Ärzt*innen zu sprechen und sich eine Diagnose einzuholen.
Quellen
[1] „Rotary vertigo | definition of rotary vertigo by Medical dictionary“. https://medical-dictionary.thefreedictionary.com/rotary+vertigo (zugegriffen 11. Oktober 2022).
[2] NDR, „Schwindel: Ursachen, Symptome und Therapien“. https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Schwindel-Ursachen-Symptome-und-Therapien,schwindel114.html (zugegriffen 11. Oktober 2022).
[3] „Gutartiger Lagerungsschwindel“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/gutartiger-lagerungsschwindel.html (zugegriffen 11. Oktober 2022).
[4] „Schwindel » Gutartiger Lagerungsschwindel »“. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/schwindel/gutartiger-lagerungsschwindel (zugegriffen 10. Oktober 2022).
[5] R. S. Instrum und L. S. Parnes, „Benign Paroxysmal Positional Vertigo“, Adv Otorhinolaryngol, Bd. 82, S. 67–76, 2019, doi: 10.1159/000490273.
[6] „rotary vertigo“, TheFreeDictionary.com. https://medical-dictionary.thefreedictionary.com/rotary+vertigo (zugegriffen 11. Oktober 2022).
[7] „Schwindel » Menière-Krankheit »“. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/schwindel/meniere-krankheit (zugegriffen 10. Oktober 2022).
[8] S. K. Plontke und R. Gürkov, „[Menière’s Disease]“, Laryngorhinootologie, Bd. 94, Nr. 8, S. 530–554, Aug. 2015, doi: 10.1055/s-0035-1555808.
[9] D. P. Thilmann, „Akuter Vestibularisausfall“, Neurologienetz. https://neurologienetz.de/fachliches/erkrankungen/schwindel/akuter-vestibularisausfall (zugegriffen 10. Oktober 2022).
[10] D. M. S. GmbH, „Schwankschwindel“, DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Schwankschwindel (zugegriffen 10. Oktober 2022).
[11] „Phobischer Schwindel“, Neurologienetz. https://neurologienetz.de/fachliches/erkrankungen/schwindel/phobischer-schwindel (zugegriffen 10. Oktober 2022).
[12] „Schwindel – was steckt dahinter?“, Patienten-Information.de. https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/schwindel (zugegriffen 10. Oktober 2022).
[13] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, „Sinnvolle Diagnostik und Therapie des Symptoms Schwindel“, Deutsches Ärzteblatt, 23. Februar 1996. https://www.aerzteblatt.de/archiv/522/Sinnvolle-Diagnostik-und-Therapie-des-Symptoms-Schwindel (zugegriffen 11. Oktober 2022).
[14] G. M. Halmagyi, „Diagnosis and management of vertigo“, Clin Med (Lond), Bd. 5, Nr. 2, S. 159–165, Apr. 2005, doi: 10.7861/clinmedicine.5-2-159.
[15] T. C. Hain und M. Uddin, „Pharmacological treatment of vertigo“, CNS Drugs, Bd. 17, Nr. 2, S. 85–100, 2003, doi: 10.2165/00023210-200317020-00002.
[16] V. Regauer, E. Seckler, M. Müller, und P. Bauer, „Physical therapy interventions for older people with vertigo, dizziness and balance disorders addressing mobility and participation: a systematic review“, BMC Geriatr, Bd. 20, Nr. 1, S. 494, Nov. 2020, doi: 10.1186/s12877-020-01899-9.
[17] „Schwindel » Therapie »“. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/schwindel/therapie (zugegriffen 11. Oktober 2022).
[18] R. Swartz und P. Longwell, „Treatment of vertigo“, Am Fam Physician, Bd. 71, Nr. 6, S. 1115–1122, März 2005.
[19] H. Australia, „Dizziness“, 20. Januar 2022. https://www.healthdirect.gov.au/dizziness (zugegriffen 10. November 2022).
[20] „Dizziness“, nhs.uk, 18. Oktober 2017. https://www.nhs.uk/conditions/dizziness/ (zugegriffen 10. November 2022).