Ein unangenehmes Gefühl im Schritt, starker Juckreiz bis hin zu starken Schmerzen beim Wasserlassen. Wenn im Genitalbereich etwas nicht stimmt, merken wir das meistens sehr schnell. Häufig steckt eine sexuell übertragbare Krankheit hinter den Beschwerden. Zu den weltweit häufigsten Geschlechtskrankheiten zählt Trichomoniasis.
Bei Parasiten denken die meisten wohl an blutsaugende Insekten und Bandwürmer. Doch wussten Sie, dass es auch mikroskopisch kleine Parasiten gibt, die Geschlechtskrankheiten auslösen? Die bekanntesten und häufigsten sind die Trichomonaden. Diese einzelligen Parasiten kommen bei verschiedenen Tieren vor und lösen unterschiedliche Krankheiten aus. Bei Enten und Schweinen zum Beispiel kommen sie als Darmparasiten vor. Menschen werden von Trichomonas vaginalis befallen und können an der Trichomoniasis erkranken, einer weit verbreiteten sexuell übertragbaren Krankheit [1].
Lesen Sie hier, welche Symptome bei einer Trichomoniasis auftreten, worin die Ursachen der Krankheit liegen und auf welchem Weg sie übertragen wird. Erfahren Sie ausserdem, wie die Diagnose gestellt wird, wie eine mögliche Behandlung aussieht und – besonders wichtig – wie Sie sich selbst bestmöglich vor Trichomonaden schützen können.
Was ist die Trichomoniasis?
Trichomoniasis ist eine Geschlechtskrankheit, die auf eine Infektion mit dem Parasiten Trichomonas vaginalis zurückgeht. Die Erreger werden oft auch Trichomonaden genannt.
Die Trichomoniasis gilt laut WHO als eine der am weitesten verbreiteten sexuell übertragbaren Krankheiten. Mit 156 Millionen jährlichen Neuinfektionen weltweit liegt Trichomoniasis sogar vor Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) und Syphilis – häufiger sind nur Genitalherpes und Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus [2]. Der Grund dafür: Bei den meisten Betroffenen verläuft die Krankheit asymptomatisch, das heisst, es treten keine oder nur leichte Symptome auf. 50 Prozent der Frauen und sogar 70-80 Prozent der Männer bleiben während einer Infektion symptomfrei [3].
Was bedeuten STI und STD? International werden sexuell übertragbare Krankheiten mit STI oder STD abgekürzt. Diese Abkürzungen stehen für sexually transmitted infections (STI), also sexuell übertragbare Infektionen, und sexually transmitted disease (STD), also sexuell übertragbare Krankheiten [4]. Der grundlegende Unterschied: Eine sexuell übertragbare Infektion entsteht, sobald ein Erreger in den Körper gelangt. Erst wenn deswegen auch Beschwerden auftreten, spricht man auch von einer sexuell übertragbaren Krankheit.
Vorkommen
Trichomoniasis tritt weltweit auf und lässt sich nicht einem bestimmten Ort der Welt konkret zuordnen. Aber wie so viele sexuell übertragbare Krankheiten ist die Krankheit besonders in Entwicklungsländern verbreitet. Die Gründe sind vielfältig. Ein grosses Problem: der Zugang zu Selbsttests, oder Test bei Ärzt*innen, mit deren Hilfe sich Trichomoniasis nachweisen lassen könnten ist häufig nicht gegeben. Ausserdem stellen die Kosten dieser Tests für viele Menschen eine grosse Hürde dar [4].
Symptome der Trichomoniasis
Viele Betroffene tragen den Parasiten weitere Beschwerden in sich und können ihn verbreiten, ohne es zu bemerken. Doch in einigen Fällen treten typische Symptome auf, die bei Männern und Frauen etwas unterschiedlich ausfallen.
Symptome bei Frauen
Bei Frauen macht sich der Parasit häufiger bemerkbar als bei Männern. Bei einer Infektion bahnt sich der Parasit seinen Weg zu den Harn- und Geschlechtsorganen und löst dort Entzündungen aus. Dadurch kommt es zu Reizungen, die sich durch Juckreiz im Intimbereich, Harndrang, übelriechenden, grün-gelblich verfärbten vaginalen Ausfluss oder heftige Scheidenentzündungen bemerkbar machen [5].
Symptome bei Männern
Bei Männern treten seltener Symptome auf. Auch hier gelangt der Parasit zu den Harn- und Geschlechtsorganen und sorgt für Entzündungen. In den meisten Fällen ist die Harnröhre betroffen, Nebenhoden und Prostata sehr viel seltener. Durch eine solche Infektion kann sich auch die Geschwindigkeit der Spermien verringern und in Folge dessen die Furchtbarkeit verringern [6].
Trichomoniasis in der Schwangerschaft
Wird eine Infektion mit Trichomoniasis frühzeitig entdeckt und behandelt, verläuft sie in der Regel ohne weitere Komplikationen. Aber aufgepasst! Bei Schwangeren kann eine unentdeckte Infektion ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Durch den Parasiten kann sich das Risiko erhöhen, dass es zu einer Frühgeburt kommt und dass das Neugeborene untergewichtig auf die Welt kommt. Ausserdem kann sich der Parasit bei Geburt auf das Kind übertragen [7] [8].
Folgen und Risiken der Trichomoniasis
Auch wenn diese Art von Infektion nur selten gesundheitliche Risiken mit sich bringt, sollte sie nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Eine Infektion mit Trichomonas vaginalis kann das Risiko anderer Geschlechtskrankheiten erhöhen [9]. Wenn Sie glauben, sich mit dem Parasiten infiziert zu haben, sollten Sie Ihre Vermutung schnellstmöglich abklären lassen. Wenn Sie sich wohler dabei fühlen, sich selbst auf Trichomonas vaginalis zu testen sind Selbsttest für zuhause eine Möglichkeit. Spätestens nach einem positiven Selbsttestergebnis sollten Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin wenden, um eine passende Behandlung zu finden. Bei regelmässig wechselnden Partner*innen sollten Sie sich regelmässig testen. So können Sie eine Infektion frühzeitig erkennen und das Risiko senken, andere anzustecken.
Wie steckt man sich mit Trichomoniasis an?
Die meisten Infektionen entstehen beim Sex mit bereits infizierten Partner*innen. In sehr seltenen Fällen können Menschen sich anstecken, wenn sie gemeinsam Handtücher, nicht gechlortes Badewasser oder die Sauna nutzen [10].
Ein besonders hohes Risiko sich zu infizieren besteht bei ungeschütztem Vaginal-, Anal- und Oralsex und bei der gemeinsamen Nutzung von Sextoys ohne Kondom. Zwar bieten Kondome nie einen 100-prozentigen Schutz, sie können das Risiko einer Infektion mit Trichomoniasis allerdings deutlich senken und ausserdem zuverlässig vor anderen Geschlechtskrankheiten schützen.
Diagnose
Wenn Sie den Verdacht haben, unter Trichomoniasis zu leiden, lassen Sie sich ärztlich untersuchen. Zuständig sind hier Gynäkolog*innen oder Urolog*innen. Die Ärzt*innen stellen Ihnen Fragen und untersuchen Sie auf typische Symptome.
Ödeme auf den Schamlippen oder sogenannte „Erdbeerflecken“ können zum Beispiel Hinweise sein. Um sicherzugehen, können Ärzt*innen ausserdem einen Abstrich nehmen – vom Harnröhrensekret des Mannes und vom Vaginalsekret der Frau. Ein Labor prüft dann unter einem Mikroskop, ob Trichomonaden in dem Abstrich vorkommen [11] [12].
Behandlung der Trichomoniasis
Liegt eine Infektion vor, verschreiben Ärzt*innen in den meisten Fällen Antibiotika, um die Symptome zu lindern und den Erreger unschädlich zu machen [13]. Während der Behandlung ist es wichtig, dass Sie vorerst auf Geschlechtsverkehr verzichten. Erst nachdem die Antibiotika-Therapie beendet ist, wird mit einem speziellen Abstrich festgestellt, ob wirklich alle Erreger abgetötet wurden. Ausserdem sollte Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin über Ihre Infektion informieren, damit Sie sich nicht gegenseitig weiter anstecken [14].
Wie kann ich mich vor einer Infektion schützen?
Wie bei anderen Geschlechtskrankheit gilt auch hier: Kondome bieten einen sehr sicheren Schutz [15]. Auch Femidome, also ein Art Kondom für Frauen, schützt verlässlich, wenn Sie es richtig anwenden. Besonders wer häufig Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partner*innen hat, sollte immer mit Kondom oder Femidom verhüten, um sowohl eine ungewollte Schwangerschaft als auch eine Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten so gut es geht zu vermeiden. Ausserdem sollten Sie sich in diesem Fall regelmässig mithilfe von Selbsttests oder Ärzt*innen auf Geschlechtskrankheiten testen lassen.
Trichomoniasis auf einen Blick
Die Geschlechtskrankheit Trichomonias wird von Parasiten ausgelöst. Diese Trichomonaden übertragen sich beim Geschlechtsverkehr. Wie bei allen sexuell übertragbaren Krankheiten gilt: Kondom und Femidom bieten zwar keinen 100-prozentig Schutz, trotzdem sind sie der sicherste Weg, um das Risiko einer Ansteckung möglichst gering zu halten.
Gibt es Anzeichen für eine Infektion mit Trichomonas, wie Juckreiz im Intimbereich, übelriechender Ausfluss oder starken Harndrang, sollten Sie schnellstmöglich Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen. Ausserdem sollten Sie nach einer medikamentösen Behandlung abwarten, bevor Sie wieder Geschlechtsverkehr haben. Erst der letzte Abstrich bestätigt, dass keine Ansteckung mehr möglich ist.
Quellen
[1] D. M. S. GmbH, „Trichomonas vaginalis“, DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Trichomonas_vaginalis (zugegriffen 19. Mai 2022).
[2] „Sexually transmitted infections (STIs)“. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/sexually-transmitted-infections-(stis) (zugegriffen 1. Juni 2022).
[3] C. M. Ryan, N. de Miguel, und P. J. Johnson, „Trichomonas vaginalis: current understanding of host–parasite interactions“, Essays Biochem., Bd. 51, S. 161–175, 2011, doi: 10.1042/bse0510161.
[4] H. Wood und S. Gudka, „Pharmacist-led screening in sexually transmitted infections: current perspectives“, Integr. Pharm. Res. Pract., Bd. 7, S. 67–82, Juni 2018, doi: 10.2147/IPRP.S140426.
[5] T. Edwards, P. Burke, H. Smalley, und G. Hobbs, „Trichomonas vaginalis: Clinical relevance, pathogenicity and diagnosis“, Crit. Rev. Microbiol., Bd. 42, Nr. 3, S. 406–417, Mai 2016, doi: 10.3109/1040841X.2014.958050.
[6] O. T. Van Gerwen, A. F. Camino, J. Sharma, P. J. Kissinger, und C. A. Muzny, „Epidemiology, Natural History, Diagnosis, and Treatment of Trichomonas vaginalis in Men“, Clin. Infect. Dis. Off. Publ. Infect. Dis. Soc. Am., Bd. 73, Nr. 6, S. 1119–1124, Sep. 2021, doi: 10.1093/cid/ciab514.
[7] J. A. Schumann und S. Plasner, „Trichomoniasis“, in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2022. Zugegriffen: 24. Mai 2022. [Online]. Verfügbar unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK534826/
[8] J. D. Sanchez und https://www.facebook.com/pahowho, „PAHO/WHO | Trichomoniasis“, Pan American Health Organization / World Health Organization, 12. Dezember 2018. https://www3.paho.org/hq/index.php?option=com_content&view=article&id=14868:sti-trichomoniasis&Itemid=3670&lang=en (zugegriffen 19. Mai 2022).
[9] „STD Facts - Trichomoniasis“, 28. April 2022. https://www.cdc.gov/std/trichomonas/stdfact-trichomoniasis.htm (zugegriffen 24. Mai 2022).
[10] „Trichomonaden-Infektion (Trichomoniasis)“, Gesundheitsportal. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/immunsystem/geschlechtskrankheiten/trichomonas-vaginalis (zugegriffen 19. Mai 2022).
[11] M. M. Hobbs und A. C. Seña, „Modern diagnosis of Trichomonas vaginalis infection“, Sex. Transm. Infect., Bd. 89, Nr. 6, S. 434–438, Sep. 2013, doi: 10.1136/sextrans-2013-051057.
[12] „Trichomoniasis - Diagnosis“, nhs.uk, 3. Oktober 2018. https://www.nhs.uk/conditions/trichomoniasis/diagnosis/ (zugegriffen 24. Mai 2022).
[13] S. L. Cudmore, K. L. Delgaty, S. F. Hayward-McClelland, D. P. Petrin, und G. E. Garber, „Treatment of Infections Caused by Metronidazole-Resistant Trichomonas vaginalis“, Clin. Microbiol. Rev., Bd. 17, Nr. 4, S. 783–793, Okt. 2004, doi: 10.1128/CMR.17.4.783-793.2004.
[14] K. Bouchemal, C. Bories, und P. M. Loiseau, „Strategies for Prevention and Treatment of Trichomonas vaginalis Infections“, Clin. Microbiol. Rev., Bd. 30, Nr. 3, S. 811–825, Juli 2017, doi: 10.1128/CMR.00109-16.
[15] „Sexually transmitted infections (STIs)“. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/sexually-transmitted-infections-(stis) (zugegriffen 19. Mai 2022).