Sind Sie wetterfühlig? Sobald das Wetter umschlägt, schmerzt der Rücken oder der Kopf pocht? Sie müssen aber nicht warten, bis das Wetter sich eingependelt hat und die Beschwerden von alleine verschwinden. Mit etwas Bewegung und der richtigen Kleidung können Sie die Beschwerden lindern.
Hippokrates, der als Begründer der wissenschaftlichen Medizin gilt, vermutete bereits in der Antike, dass sich Wetterveränderungen auf unsere Gesundheit auswirken. Tatsächlich sinkt unser Blutdruck und die Schweißproduktion wird angekurbelt, sobald die Temperaturen ansteigen. So gelingt es, die Körpertemperatur konstant zu halten [1]. Schwanken die Temperaturen, kann die Laune darunter leiden, aber auch der Körper: Intensive Hitze und Gewitter werden nicht umsonst gerne auch Kopfschmerzwetter genannt.
Jedoch tritt bei vielen Menschen eine Reihe intensiverer Beschwerden auf, wenn das Wetter plötzlich umschlägt. Menschen, die von solchen Schwankungen besonders betroffen sind, leiden an der sogenannten Wetterfühligkeit – einem wissenschaftlich nicht erklärbaren Phänomen. Sie spüren bei Wetterumschwüngen ihre schon vorhandenen Krankheitsleiden intensiver.
Was ist Wetterfühligkeit?
Die Wetterfühligkeit beschreibt ein noch ungeklärtes gesundheitliches Phänomen, welches bei Wetterschwankungen entsteht. Sobald die Temperaturen stark sinken oder die Luftfeuchtigkeit zunimmt – ein sogenanntes Tiefdruckgebiet liegt vor – klagen viele über Beschwerden, die das Nervensystem, Muskeln und Gelenke betreffen [1]:
- Schlechter Schlaf, Müdigkeit, gereizte Stimmung
- Kopfschmerzen, Migräne, Konzentrationsschwäche, Schwindel
- Muskel-, Gelenkbeschwerden
- Bluthochdruck
Menschen, die an rheumatoider Arthritis, Herzerkrankungen oder Asthma leiden, sollen bei einem Wetterumschwung Symptome stärker spüren [1].
Gut zu wissen: Das Biowetter liefert anhand der üblichen Wetterprognose mögliche Vorhersagen zu wetterbedingten Beschwerden und deren Intensität.
Was sind die Ursachen von Wetterfühligkeit?
Die Wetterfühligkeit stellt ein medizinisches Mysterium dar – es ist weder genau geklärt, ob sie existiert noch wie sie zustande kommen könnte. Neben Vorerkrankungen wie Rheuma und einem Temperaturabfall von zehn Grad Celsius soll auch übermäßiger Stress eine Wetterfühligkeit begünstigen. Denn wir Menschen können uns nicht schnell an Wetterveränderungen anpassen: Sogenannte Barorezeptoren, unsere körpereigenen Luftdruckmesser, geraten durcheinander und leiten falsche Informationen ans Gehirn weiter, was die Beschwerden auslösen könnte [3–5].
Möglicherweise kommt die Wetterfühligkeit auch dort häufiger vor, wo das Wetter drastischer schwankt. Deutsche Fachleute haben etwa beobachtet, dass Menschen in Bayern häufiger über Beschwerden wegen Wetterumschwüngen klagen als Menschen in Norddeutschland. Das könnte am bayerischen Föhn-Wetter liegen – die Nähe zu den Alpen sorgt hier teilweise für plötzliche Wechsel zum Beispiel zwischen Sonnenschein und Gewittern [2].
Gibt es wirklich eine Wetterfühligkeit?
Eine Studie im British Medical Journal glich Diagnoseberichte von Menschen mit Rheuma und starken Gelenkbeschwerden mit den Wetterdaten zu verschiedenen Zeitpunkten ab. Das Ergebnis: Die Forscher*innen konnten keine Wechselbeziehung zwischen dem Auftreten der Beschwerden und einem Wetterumschwung feststellen [6]. Das George Institute for Global Health kam in einer Studie zu einem ähnlichen Ergebnis: Das Wetter übe keinen Einfluss auf Rücken- oder Gelenkbeschwerden aus [7].
Der Cleveland Clinic in Ohio zufolge kann das Wetter chronische Gelenkbeschwerden wie bei einer Rheuma-Erkrankung verstärken. Jedoch ist die Datenlage für die genauen Hintergründe unzureichend [5]. Man vermutet, dass Menschen mit Rheuma besonders stark auf das Wetter reagieren, da das Gewebe bei Temperaturveränderungen mehr Druck auf die bereits schmerzenden Gelenke ausübt [8]. Grundsätzlich gehen viele Forscher*innen mittlerweile davon aus, dass trotz unklarer Studienergebnisse ein Zusammenhang zwischen dem Wetter und Gelenkbeschwerden besteht [9].
Wussten Sie schon? Mit der App Cloudy with a Chance of Pain kann man passend zum Wetter angeben, ob gesundheitliche Beschwerden vorliegen. Eine Datenanalyse ergab, dass die meisten Nutzer*innen vor allem an Beschwerden litten, wenn es sehr feucht war. In den warmen Monaten, ab Juli, wurden nur wenige Symptome gemeldet [10].
Tipps bei einer Wetterfühligkeit
Warum so viele Menschen intensiv auf einen Wetterumschwung reagieren, kann sich also noch niemand genau erklären. Jedoch gibt es eine Reihe von Methoden, um die Beschwerden zu lindern.
Wie lindere ich die Beschwerden bei Wetterfühligkeit?
Wenn der Frühling nach draußen lockt, verleitet das auch zum Bier im Park und zur Zigarette auf dem Balkon – allerdings soll es für die Frühjahrs-Beschwerden besser sein, wenn Sie Alkohol und Nikotin weglassen [4]. Gegen Kopfschmerz, Müdigkeit und viele andere möglicherweise mit dem Wetter zusammenhängende Gesundheitsprobleme kann es auch helfen, den Stress im Alltag zu verringern, zum Beispiel mit Yoga oder Lockerungsübungen. Eignen Sie sich ein paar Entspannungstechniken an [5]. Weiterhin können Rosmarin- oder Lavendelbäder Ihr Nervensystem entspannen [1].
Auch wenn es erstmal selbstverständlich klingt: Ziehen Sie sich dem Wetter entsprechend warm genug an! Gerade im Frühling und Herbst kann es morgens noch sehr kalt sein – wer dann mit der leichten Übergangsjacke unterwegs ist, dem schlägt die Kälte schnell auf die Gelenke [11]. Dennoch sollten Sie Ihren Körper vor allem im Frühjahr an das Wetter gewöhnen und viel Zeit draußen verbringen. Gehen Sie zum Beispiel jeden Tag mindestens 30 Minuten spazieren. Wandern und Schwimmen eignen sich zudem gut, um wieder aktiv zu werden und den Körper aus seinem Wintermodus herauszuholen.
Oder ist es doch der Schlafrhythmus? Wetterfühligkeit ist oft im Frühling ein Thema – zu einer Zeit, zu der sich auch unsere innere Uhr auf die längeren Tage einstellen muss. Vielleicht sind es bei manch einem also auch Schlafprobleme, die zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und Co. führen. Lesen Sie hier, wie unser Schlafrhythmus durcheinandergeraten kann und was die Folgen sind.
Quellenangaben
[1] „Meteoropathy: study of weather pains – Technology Times“. https://www.technologytimes.pk/meteoropathy-study-weather-pains/ (zugegriffen Jan. 09, 2019).
[2] „Arthritis Weather Index | Arthritis Pain and Weather“, arthritis.org. http://www.arthritis.org/living-with-arthritis/tools-resources/weather/ (zugegriffen Jan. 09, 2019).
[3] A. Schuh, Biowetter: wie das Wetter unsere Gesundheit beeinflusst. C.H.Beck, 2007.
[4] „Can Your Joints Predict the Weather?“, Health Essentials from Cleveland Clinic, März 14, 2016. https://health.clevelandclinic.org/yes-joints-can-predict-weather/ (zugegriffen Jan. 09, 2019).
[5] B. Rundfunk, „Wetterfühligkeit: Wenn das Wetter krank macht“, März 2015, Zugegriffen: Jan. 09, 2019. [Online]. Verfügbar unter: https://www.br.de/themen/ratgeber/inhalt/gesundheit/biowetter-wetterfuehligkeit-meteorologie100.html.
[6] A. Meyers, „The rain, it’s plain, has no effect on pain - The Boston Globe“, BostonGlobe.com. https://www.bostonglobe.com/metro/2017/12/20/the-rain-plain-has-effect-pain/THQuG8xZKv8r4QkEJHw6qL/story.html (zugegriffen Jan. 09, 2019).
[7] „Weather’s not to blame for your aches and pains“, ScienceDaily. https://www.sciencedaily.com/releases/2017/01/170110094641.htm (zugegriffen Jan. 09, 2019).
[8] „The Weather and Arthritis: Does Rain Increase Pain?“, Health Essentials from Cleveland Clinic, Juni 14, 2012. https://health.clevelandclinic.org/the-weather-and-arthritis-does-rain-increase-pain/ (zugegriffen Jan. 09, 2019).
[9] G. Smedslund und K. B. Hagen, „Does rain really cause pain? A systematic review of the associations between weather factors and severity of pain in people with rheumatoid arthritis“, Eur J Pain, Bd. 15, Nr. 1, S. 5–10, Jan. 2011, doi: 10.1016/j.ejpain.2010.05.003.
[10] „Study: Cold Weather Joint Pain and Other Weather-Related Pain“, Rheumatology Advisor, Okt. 25, 2018. https://www.rheumatologyadvisor.com/diagnostics/cold-weather-joint-pain-study/article/810272/ (zugegriffen Jan. 09, 2019).
[11] „Arthritis Foundation of WA | Winter and Arthritis“. https://www.arthritiswa.org.au/content/page/winter-amp-arthritis.html (zugegriffen Jan. 09, 2019).