Die Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) kann sich durch Darmbeschwerden, aber auch viele untypische Beschwerden bemerkbar machen.
Zöliakie gilt als eher seltene Erkrankung – doch in den letzten Jahrzehnten ist sie in der westlichen Welt immer häufiger geworden. Rund ein Prozent der Menschen sind von der Glutenunverträglichkeit betroffen.
Da die Erkrankung in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit bekommen hat, boomt das Angebot an glutenfreien Produkten. Doch diese Lebensmittel sind oft nicht besonders nährstoffreich. Es lohnt sich also, genau auf die Symptome zu achten und im Zweifelsfall einen Test zu machen, bevor Sie Gluten weglassen. In einigen Fällen kann auch eine Weizenallergie hinter den Beschwerden stecken – dann ist eine ganz andere Ernährungsumstellung nötig als bei Zöliakie.
In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Symptome der Zöliakie und wie sie sich von der Weizenallergie unterscheiden.
Was passiert bei Zöliakie?
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, also eine Erkrankung, bei der das Immunsystem aufgrund einer Fehlsteuerung körpereigenes Gewebe angreift. Weltweit sind 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung von Zöliakie betroffen. Nur Menschen, die eine genetische Veranlagung dafür haben, erkranken.
Gut zu wissen: In unserem Gesundheitsportal lesen Sie mehr über die Diagnose und Behandlung sowie Tipps zum Leben mit Zöliakie.
Mit welchen Symptomen äussert sich Zöliakie?
Zöliakie wird auch als Chamäleon der Krankheiten bezeichnet – denn sie passt sich an die Betroffenen an und ihre Symptome fallen sehr unterschiedlich aus. Häufig kommt es zu untypischen Beschwerden, die falsch interpretiert oder als psychische Probleme eingeordnet werden [1], [2].
Kinder haben ausserdem in der Regel andere Symptome als Erwachsene.
Zöliakie-Symptome bei Kindern
Nur bei circa 20 bis 50 Prozent der erkrankten Kinder kommt es zu typischen Darmbeschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Blähungen [3].
Zöliakie-Symptome bei Kleinkindern und Kindern [1], [4]:
- Durchfall, Blähungen, Verstopfung oder Erbrechen
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Wachstumsverzögerungen und Zahnentwicklungsstörungen
- Wesensveränderungen
- Mangelerscheinungen wie Eisenmangel oder Eiweiss-Kalorien-Mangel
Zöliakie-Symptome bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen äussert sich Zöliakie häufig mit einer Vielzahl von Symptomen, die auch bei anderen Erkrankungen und Unverträglichkeiten vorkommen. Deswegen halten Ärzt*innen die Zöliakie-Symptome häufig fälschlicherweise für Hinweise auf Reizdarmsyndrom, Laktoseintoleranz oder entzündlichen Darmerkrankungen [1].
Symptome bei Zöliakie im Erwachsenenalter [1], [5]:
- Nährstoffmängel wie Eisenmangel oder Eiweiss-Kalorien-Mangel und daraus entstehende Folgeerkrankungen.
- Bauchschmerzen, Durchfall oder Blähungen.
Zöliakie führt häufig zu Nährstoffmängeln wie Eisenmangel, Eiweiss-Kalorien-Mangel und einer Vielzahl von Mängeln an Mineralstoffen und fettlöslichen Vitaminen wie den Vitaminen B, D, E und K.
Die durch die Zöliakie ausgelösten Mangelerscheinungen können beinahe jedes Organ treffen: So können sich Arthritis, Muskelschmerzen, Zahnschmelzdefekte sowie Knochenschwund, die sogenannte Osteoporose, entwickeln. Darüber hinaus kann sich die Zöliakie auch negativ auf das Wachstum, den Eintritt der Pubertät, die psychische Gesundheit sowie die Fruchtbarkeit auswirken [1], [4].
Gut zu wissen: Greifen Sie nicht auf Verdacht zu glutenfreien Produkten – denn die enthalten häufig sehr viele einfache Kohlenhydrate, die bei übermässigem Verzehr zu Übergewicht führen können. Lassen lassen Sie Ihre Symptome besser von Ihrem*r Ärzt*in abklären oder machen Sie selbst einen Zöliakie-Test [3].
Was unterscheidet Zöliakie von Weizenallergie?
Die durch Weizenallergie ausgelösten Symptome setzen wenige Minuten bis Stunden nach dem Verzehr von Weizen ein: Dabei können die Weizenallergie und die Zöliakie die gleichen Magen-Darm-Beschwerden wie Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen auslösen.
Ausserdem haben Weizenallergiker*innen häufig typische Allergiesymptome wie Schwellungen, Juckreiz und Reizungen der Nase, Augen oder des Rachens sowie Ausschläge und Schwellungen auf der Haut. In schlimmeren Fällen können auch Atemnot und eine anaphylaktische Reaktion drohen. Diese allergischen Symptome treten bei einer Zöliakie nicht auf.
Weizenallergiker*innen leiden wiederum nicht unter dauerhaften Magen-Darm-Beschwerden und haben keine Organschäden zu befürchten. Ausserdem tritt die Allergie oft bei Säuglingen und Kindern auf und entwickelt sich im Erwachsenenalter weniger häufig. Weizenallergiker haben oft auch andere Nahrungsmittelallergien.
Ein Hauptunterschied zwischen der Zöliakie und der Weizenallergie besteht darin, dass die Weizenallergie in der Regel im Alter von drei bis fünf Jahren abklingt, während die Zöliakie ein Leben lang bestehen bleibt [1].
Schon gewusst? Wenn Sie an einer Weizenallergie leiden, müssen Sie Ihre Ernährung nicht so stark einschränken wie Menschen die an Zöliakie erkrankt sind, da Sie wahrscheinlich nicht auf Roggen, Gerste und Hafer reagieren [1].
Wie wird Zöliakie festgestellt?
Wenn Sie verdächtige Symptome erkannt haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine Zöliakie zu diagnostizieren. Zuerst wird oft ein Bluttest auf bestimmte IgA-Antikörper durchgeführt. Ärzt*innen können dann auch eine Dünndarmspiegelung durchführen, bei der Gewebe aus dem Zwölffingerdarm entnommen wird [3].
Gut zu wissen: Wenn Sie sich auf Zöliakie untersuchen lassen möchten, sollten Sie in den drei Monaten vor der Darmspiegelung regelmässig glutenhaltige Kost essen, da die Untersuchung sonst nicht ausgewertet werden kann [3].
Quellen
[1] M. Pietzak und J. A. Kerner Jr, „Celiac disease, wheat allergy, and gluten sensitivity: when gluten free is not a fad“, J. Parenter. Enter. Nutr., Bd. 36, S. 68S-75S, 2012.
[2] „Gluten - glutenfrei essen bei Zöliakie: Glutenunverträglichkeit Symptome - Essen ohne Gluten - Was ist Zöliakie? - glutenfreies Essen - Gluten in Getreide - Zöliakie Ernährungsplan - Lebensmittel ohne Gluten - Zöliakie Symptome - UGB-Gesundheitsberatung“. https://www.ugb.de/ernaehrungsplan-praevention/zoeliakie-essen-ohne-gluten/ (zugegriffen Nov. 30, 2021).
[3] „Zöliakie“. https://www.daab.de/ernaehrung/darm-im-fokus/darmerkrankungen/zoeliakie/ (zugegriffen Nov. 29, 2021).
[4] „DZG - Wissenswertes rund um Zöliakie“. https://www.dzg-online.de/symptome.389.0.html (zugegriffen Nov. 29, 2021).
[5] I. Nasr, I. Nasr, L. Al Shekeili, H. A. Al Wahshi, M. H. Nasr, und P. J. Ciclitira, „Celiac disease, wheat allergy and non celiac gluten sensitivity“, Integr Food Nutr Metab, Bd. 3, S. 336–340, 2016.