Ist es möglich, Omega-3-Präparate zu hoch zu dosieren und Nebenwirkungen auszulösen? Theoretisch ja! Wie bei vielen anderen Nährstoffen können Menschen auch von Omega-3 zu viel zu sich nehmen, wodurch es zu einer Überdosierung kommt. Das ist in der Regel aber nur möglich, wenn Sie sehr viel von einem hochdosierten Präparat einnehmen. Direkte Nebenwirkungen von Omega-3 sind ebenfalls eher selten – es kann aber vorkommen, dass Fischöl beispielsweise Durchfall oder Sodbrennen auslöst.
Warum Omega-3 nehmen?
Manchmal nehmen Menschen ein geringes Risiko von Nebenwirkungen in Kauf, um einen positiven Effekt zu erzielen. Das ist auch bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Omega-3 oft der Fall.
Die Omega-3-Fettsäuren DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure) gehören zu den beliebtesten Inhaltsstoffen von Nahrungsergänzungsmitteln. Das liegt daran, dass wir in der westlichen Welt immer weniger fetten Seefisch essen – und der ist die Hauptquelle für DHA und EPA. Die Folge: Das Fettsäureverhältnis im Körper verschiebt sich in Richtung Omega-6, was unter anderem zu mehr Entzündungen im Körper führen kann.
Das Verhältnis zugunsten von Omega-3-Fettsäuren zu verschieben, könnte sich wiederum positiv auf die Blutgefässe auswirken und Entzündungen lindern. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Omega-3 dabei helfen könnte, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatoider Arthritis und anderen Krankheiten vorzubeugen und entzündliche Hautveränderungen zu lindern [1], [2], [3].
Nebenwirkungen von Omega-3-Präparaten
Nebenwirkungen von Omega-3 fallen meist mild aus. Sie kommen ausserdem oft nicht direkt von den Omega-3-Säuren, sondern von dem Fisch- oder Algenöl, in dem die Fette enthalten sind. Die häufigste Nebenwirkung bei Fischölen ist Durchfall. Leinöl, eine gängige pflanzliche Alternative, kann abführend wirken und zu vermehrten Stuhlgang führen.
Achten Sie bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Omega-3 also besonders darauf, dass die Qualität hoch ist und die Präparate noch haltbar sind.
Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören [1]:
- Fischiger Nachgeschmack und Mundgeruch
- Sodbrennen
- Übelkeit und Durchfall
- Kopfschmerzen
Ein Grund für solche Nebenwirkungen kann in manchen Fällen eine Lebensmittelallergie gegenüber Fisch sein.
Mehr zu den Aufgaben und Auswirkungen der Fettsäuren lesen Sie in unseren Artikeln über Omega-3 und Omega-6. In unserem Gesundheitsportal lesen Sie ausserdem alles über Omega-3 in Lebensmitteln.
Wie viel Omega-3- soll ich maximal zu mir nehmen?
Ernährungsfachgesellschaften diskutieren seit Jahren über mögliche Obergrenzen für Omega-3. Mit solchen Werten für sichere Höchstmengen geben diese Fachgesellschaften Mengen vor, in denen eine Überdosierung sehr unwahrscheinlich ist.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat im Jahr 2012 die Studienlage analysiert. Bis zu 5.000 mg Omega-3-Fettsäuren am Tag sind laut der EFSA-Veröffentlichung unbedenklich [4]. Auch andere Studienanalysen kamen in den letzten Jahren auf Obergrenzen von 3.000 bis 5.000 mg. Wenn Sie unterhalb dieser Werte bleiben, sollten Omega-3-Präparate also keine Überdosierung verursachen.
Die meisten gängigen Omega-3-Präparate haben Tagesdosen von bis zu 500 mg, die damit weit unter den 5.000 mg DHA und EPA liegen. Solche Präparate sollten sehr sicher sein, solange Sie keine entsprechenden Allergien oder Unverträglichkeiten haben.
Wussten Sie das? Omega-3-Fettsäuren werden oft als Teil einer entzündungshemmenden Ernährung empfohlen.
Symptome und Folgen einer Überdosierung
Eine Überdosierung mit Omega-3 ist sehr selten – Sie müssen dazu grosse Mengen eines hochdosierten Präparats auf einmal einnehmen.
Wenn die Überdosierung vorkommt, kann es aber zu unangenehmen und teilweise gefährlichen Symptomen kommen. Extrem hohe Dosen können möglicherweise zu Magenkrämpfen, Durchfall und Blutungen führen.
Mögliche Langzeitfolgen von hochdosiertem Omega-3
Einige Wissenschaftler*innen vermuten, dass es zudem Folgen haben kann, über längere Zeit hochdosiertes Omega-3 zu sich zu nehmen. So gab es einige Langzeitstudien, in denen Omega-3-Präparate das Risiko von Prostatakrebs zu erhöhen schienen. Auf der anderen Seite zeigten Untersuchungen, in denen Männer viel Fisch und Meeresfrüchte assen, in diesem Fall kein erhöhtes Risiko an. Es könnte also sein, dass andere Lebensstil-Faktoren hier eine grössere Rolle gespielt haben [1].
In mehreren Langzeitstudien zeigte sich ausserdem, dass die Einnahme von hochdosiertem Omega-3 mit einem gesteigerten Risiko von Vorhofflimmern korreliert. Das galt vor allem für Menschen, die bereits ein hohes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen hatten oder deren Blutfette – wie zum Beispiel Cholesterinwerte – erhöht waren. Auf der anderen Seite gibt es Studien, in denen niedriger dosierte Omega-3-Präparate das Risiko eines Vorhofflimmerns sogar senkten [5].
Ähnliches gilt für Schlaganfall: Es gibt vereinzelte Studien, in denen hochdosiertes Omega-3 oder hoher Fischkonsum das Risiko langfristig erhöhte. In anderen Untersuchungen hatten Omega-3-Fettsäuren keinen Einfluss auf die Schlaganfall-Häufigkeit – zuletzt 2016 in einer Analyse aus Schweden mit mehr als 3.500 Proband*innen [6].
Fazit: Das Risiko einer Überdosierung durch eine Omega-3-Einnahme ist sehr gering, wenn Sie sich an die empfohlene Dosierung der Hersteller halten. Wenn Sie bestehende Herz- oder Gefässprobleme oder erhöhte Cholesterinwerte haben, sprechen Sie am besten mit Ihren Ärzt*innen, bevor Sie hochdosiertes Omega-3 einnehmen.
Quellen
[1] „Omega-3 Supplements: In Depth“, NCCIH. Zugegriffen: 16. September 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.nccih.nih.gov/health/omega3-supplements-in-depth
[2] J. K. Kiecolt-Glaser, M. A. Belury, R. Andridge, W. B. Malarkey, B. S. Hwang, und R. Glaser, „Omega-3 supplementation lowers inflammation in healthy middle-aged and older adults: a randomized controlled trial“, Brain Behav Immun, Bd. 26, Nr. 6, S. 988–995, Aug. 2012, doi: 10.1016/j.bbi.2012.05.011.
[3] A. S. Abdelhamid u.a., „Omega-3 fatty acids for the primary and secondary prevention of cardiovascular disease“, Cochrane Database Syst Rev, Bd. 3, Nr. 3, S. CD003177, Feb. 2020, doi: 10.1002/14651858.CD003177.pub5.
[4] „EFSA bewertet Sicherheit langkettiger Omega-3-Fettsäuren | EFSA“. Zugegriffen: 16. September 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/120727
[5] I. Djuricic und P. C. Calder, „Pros and Cons of Long-Chain Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids in Cardiovascular Health“, Annu Rev Pharmacol Toxicol, Bd. 63, S. 383–406, Jan. 2023, doi: 10.1146/annurev-pharmtox-051921-090208.
[6] M. Wennberg u.a., „Fish consumption and risk of stroke: a second prospective case-control study from northern Sweden“, Nutr J, Bd. 15, Nr. 1, S. 98, Nov. 2016, doi: 10.1186/s12937-016-0216-3.